Rotenfels: Die Elisabethenquelle

Dort, wo aus roten Felsens Tiefe

Dein heilend Wasser tritt herauf,

Woll’n dankend Segen wir genießen,

Blickend zum Geber dieser Gabe auf!

Von Willi Fütterer

 

Eine Badstube die ausschließlich zu Heilzwecken diente, hatte Rotenfels schon recht früh. Eine Bestandsaufnahme aller Rechte und Gerechtigkeiten die Markgraf Philipp II. im Jahr 1579 durchführen ließ, berichtet, dass an Jakob Wagner eine Badstube "verlehnt" war. Sie lag wohl an der Straße nach Gernsbach auf dem rechten Murgufer in der Nähe der alten Mühle. Mit Heißdampfbädern behandelte man hier Hautkrankheiten. Wahrscheinlich wurden die Hilfesuchenden auch zur Ader gelassen und geschröpft. Wenn man die Gerätschaften eines Baders der damaligen Zeit kennt, dürften hier keine Badefreuden aufgekommen sein. Den Besuch einer solchen Badstube machte man wohl nur notgedrungen. 1839 sah da die „Badelust“ schon ganz anders aus.

 

Eigentlich sucht man mit einem in die Tiefe eindringenden Bohrgerät Erdöl oder Mineralien. In Rotenfels ließ Markgraf Wilhelm von Baden nach Steinkohle suchen. Bergrat Walchner bekam hierzu den Auftrag und traf am 17. April 1839 erste Vorbereitungen. Am 2. September 1839 fanden Bohrarbeiten am Fuße des Schanzenberges statt. In Walchners späteren Bericht steht, dass bei einer Tiefe des Bohrloches von 330 Fuß Wasser in die Höhe kam mit solchem Auftrieb, dass es über den Bohrteichel überfloss und in solcher Menge, dass es mit Schopfen und Kübel nicht bewältigt werden konnte. Es füllte bald den Bohrschacht dergestalt an, dass man das Bohrgestänge ausziehen und die Bohrarbeiten beenden musste. Eine erste Untersuchung ergab, dass das Wasser freie Kohlensäure, kohlensaures Eisenoxidul, Kochsalz, Chlor-Calcium, Chlor-Magnesium sowie schwefelsaure Verbindungen enthielt. Auf darüber gehorsamst erstatteten Vortrag ordneten seine Hoheit der Herr Markgraf Wilhelm von Baden die Fassung der so unerwartet erbohrten Mineralquelle an, welche auf eine sehr erfreuliche Weise eine Lücke in der Reihe der vaterländischen Mineralquellen ausfüllt.

 

Auf Rotenfels kam nun eine rasante Entwicklung als Badeort zu. Markgraf Wilhelm ließ die Quelle fassen und gab ihr den Namen Elisabethenquelle nach seiner Gemahlin Elisabeth von Württemberg. Der Baumeister Johann Belzer aus Weisenbach bekam den Auftrag zum Bau einer eingeschossigen Trinkhalle nebst zweier Nebengebäude. Aus Nah und Fern kamen die Heilungssuchenden. Selbst Gäste aus Baden-Baden ließen es sich nicht nehmen, das Heilbad Rotenfels aufzusuchen. Es galt als schick sich in Rotenfels zu zeigen und durch die Wandelhallen zu schreiten. Mit Karossen gelangte man über die sogenannte „Chaisenstraße“ innerhalb von zwei Stunden durch den schattigen Wald nach Rotenfels. 1843 veranlasste Markgraf Wilhelm den Bau eines dreigeschossigen Badhotels mit 25 Fremdenzimmern. Behandelt wurden hier Krankheiten wie Verdauungsschwäche des Darmkanals, Säure der ersten Wege, Chronische Rheumatismen, Blasenleiden und einiges mehr. Es gab Waschungen und Wannenbäder mit Heilwasser und Trinkkuren. Mit dem ersten Schoppen (Glas) Heilwasser begann man nüchtern am frühen Morgen. Durchschnittlich wurden bis zu 6 Gläsern aus der Elisabethenquelle am Tag verordnet. Es soll geholfen haben wie Regimentsarzt Finneisen aus Rastatt berichtet: Ein Mann von 40 Jahren, übergewichtig. Hämorrhoidalbeschwerden und begleitende Leiden – Fettleibigkeit wurde merklich gemindert; Hämorrhoidalleiden weitgehend beseitigt, damit hat zusammenhängende Gemütsverdüsterung abgenommen, seine frühere heitere Stimmung wurde wieder auf Dauer erreicht.

 

1859 am 11. Oktober verstarb Markgraf Wilhelm in Karlsruhe. Die Tochter Sophie, Gemahlin des Fürsten zu Lippe, erbte das Badhotel und verpachtete es. 1887 ließen die Besucherströme nach und man stellte die Anwendung von Kurmitteln ein. Das Badhotel wurde für 50.000 Mark an Franz Hemmerle aus Bühl verkauft. 1904 war der Betrieb hoch verschuldet. Die Zwangsversteigerung stand an. Die Enkelin des Markgrafen Wilhelm, Fürstin Feodora zu Leinigen-Amorbach erwarb den Kur- und Badebetrieb. Eine Weiterverpachtung glückte jedoch nicht mehr. 1906 wurden das Badhotel und die Wandelhallen abgerissen. Über die Elisabethenquelle wurde eine Schutzhütte gebaut. Das elegante Badeleben in Rotenfels war beendet.

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