Der Schanzenberg in Rotenfels

So mag wohl die Befestigung des Schanzenberges ausgesehen haben. Je höher es den Berg hinaufging, desto enger die Befestigung.

Geheimnisvolle Wallanlagen am Schanzenberg in Rotenfels

 

Alte Burgen haben enorme Anziehungskraft für Einheimische und Touristen. Sie sind Überbleibsel einer längst vergangenen Zeit. Hat man den steilen Anstieg zu einer Burg geschafft, steht man staunend vor einem Wehrturm. Man fragt sich, wie diese großen Steine in diese Höhe geschafft wurden und bewundert das passende Einfügen dieser Steinquader in die Mauer. Burgen sind die steinernen Symbole dafür, dass Menschen nicht friedlich miteinander leben konnten. Eine Burg war immer ein militärischer Stützpunkt. Verteidigung und Kampf spielten eine große Rolle. Ritter stellten sich in den Dienst von Adligen und verteidigten deren Hab und Gut. Als Dank dafür bekamen sie Ländereien und gehörten fortan dem niederen Adel an.

 

Der Landkreis Rastatt, aber auch der angrenzende Stadtkreis Baden-Baden haben eine durchaus interessante Burgengeschichte zu bieten. Da wäre Alt-Eberstein, enstanden um 1100 herum als Sitz der Markgrafen von Baden. Es bietet sich ein traumhafter Blick über die Wälder in die Rheinebene. Oder Burg Windeck von den Herren von Windeck um das Jahr 1200 erbaut. Majestätisch thront die Yburg auf einem in 517 Metern hoch gelegenen Porphyrkegel. Hoch über Gernsbach dominiert Schloss Eberstein erbaut 1245 von den Herren von Eberstein.

 

Wo baut man eine Burg, wenn man sich von Feinden bedroht fühlt? Der Bauherr hielt nach einem Gelände Ausschau, das möglichst viel natürlichen Schutz bot. Man bevorzugte Plätze wie Hügel oder Bergkuppen, die möglichst steil nach allen Seiten abfielen. Der Zugang zur Burg sollte möglichst schmal sein. Der Vorteil solcher Burgen lag auf der Hand. Der Weg nach oben war steil und beschwerlich. Rammböcke um die Burg zu stürmen, konnten nur unter größter Anstrengung nach oben geschafft werden. Und von oben ließ sich der Feind gut beobachten und sein nächstes Vorhaben einschätzen.

 

Alt-Eberstein, Windeck, Yburg und Schloss Eberstein haben eines gemeinsam. Obwohl ihre ursprüngliche Form im Laufe der Jahrhunderte Veränderungen erfahren haben, sind sie alle noch sichtbar in der Landschaft. Die älteste Burg im Ufgau sowie in der benachbarten nördlichen Ortenau finden wir bei den Schanzenbergen in Rotenfels. Kein Turm ragt hier in den Himmel und es finden sich keine Mauerreste. Es dürfte sich um eine Holzburg gehandelt haben, die durch Palisaden geschützt wurde. Über die Ruine des „Römischen Hauses“ erreicht man auf einem steil aufwärts führenden Fußpfad durch den Wald die Wallanlage des Großen Schanzenberges (208 M.ü.NN). Wer sich umschaut, wird ausgedehnte Gräben und Wälle entdecken, die eine große Fläche einnehmen und ein rundliches Burgplateau umgürten. Für einen Burgenbau stimmten die Voraussetzungen. Sie lag auf einer Anhöhe, die nach einer Seite steil abfiel, man hatte einen guten Ausblick auf die Umgebung und am Fuß der Anhöhe im Girrbachtälchen gab es das lebenswichtige Wasser. Um die zweite Anlage zu erreichen, nimmt man den Weg am Bachtälchen entlang. Nach etwa 150 Metern biegt der Weg nach rechts ab. Nach einer weiteren Kurve folgt man dem fast zugewachsenen Holzabfuhrweg und erreicht die Kante des Bergplateaus. Die ebene und runde Fläche hat einen einfachen Graben mit einem Vorwall. Das Gelände fällt dann steil ab in Richtung Murgtal.

 

Über die Erbauer dieser Anlagen ist nichts bekannt. Was wir wissen ist, dass im Jahr 1041 Kaiser Heinrich III. das predium (Gut) Rotenfels dem Hochstift Speyer übergab. Nicht weit von Rotenfels in einem Seitental der Murg errichtete ein gewisser Werinhard widerrechtlich eine Burg Michelbach. Er eignete sich Güter der „curia“ Rotenfels an. Kaiser Heinrich III. forderte die Zerstörung der Burg. Nach seinem Tod (1056) bauten Werinhards Söhne diese Burg wieder auf und eigneten sich auch wieder Land an, das ihnen nicht gehörte. Heinrich der IV. machte dem ein Ende. Er erzwang die Herausgabe der Burg, kaufte die Ländereien auf und übergab sie dem Bistum Speyer.

 

Die Anlagen auf den Schanzenbergen bringt man genau mit diesen Vorgängen in Verbindung. Das predium Rotenfels hatte eine hochrangige Bedeutung. Die Ebersteiner erhielten es in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts vom Bistum Speyer als Lehen. Und genau von hier aus erfolgte Stück für Stück die Erschließung des Murgtales. Genau in diese historischen Gegebenheiten ist die Anlage der Schanzenberge zu sehen und man ordnet den Bau zwischen das mittlere 11. Jahrhundert und das mittlere 12. Jahrhundert ein. Mit den Burgen auf den Schanzenbergen wollte man wohl weitere Übergriffe auf Rotenfels und seine Ländereien verhindern.

 

Der Bauherr dieser Anlagen auf dem Großen und Kleinen Schanzenberg ist unbekannt. Es gibt keine Pläne zum Bau dieser Burgen. Kein Dokument gibt Auskunft über das was sich hier abgespielt hat. Ob die Anlagen vom Feind eingenommen wurden, ob jemals abgeschossene brennende Pfeile den Palisadenzaun getroffen haben.

 

Wir werden wohl nie erfahren, ob Feinde über die Wallanlage die Burgen auf den Schanzenbergen erstürmt haben. Die Schanzenberge werden ihr Geheimnis für sich behalten.

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