Hügelsheim - Das Grab des Keltenfürsten

Das Grab eines Keltenfürsten mitten in der flachen Landschaft (Bild Thomas Eck, Rastatt)

Die Kelten: Gräber in Hügelform

 

Es war sicher nicht einfach das Leben hier am großen Fluss mit seinen zahlreichen sich immer wieder verändernden Flussschlingen. Da wo heute Land war konnte morgen schon Wasser sein. Die Wälder undurchdringlich, bewohnt von nicht ungefährlichen Vierbeinern. Wo Wasser ist, ist Leben und so wurden verschiedene Völker hier doch sesshaft und haben ihre Spuren hinterlassen.

Große bedeutende Machtzentren der Kelten kennen wir um die Region Hohenasperg und die Heuneburg an der Donau. Bekannt sind u.a. auch der  keltische Grabhügel bei Villingen und das Fürstengrab von Kappel im Ortenaukreis. Aber auch der Landkreis Rastatt, genauer gesagt der Ort Hügelsheim, hat ein archäologisches Denkmal aus der Keltenzeit vorzuweisen. Etwa 1 km südwestlich von Hügelsheim erhebt sich zwischen Ackergelände ein etwa 3 Meter hoher Hügel, der einen Durchmesser von ca. 70 Metern hat. Zahlreiche Menschen fahren daran vorbei und haben keine Ahnung, dass diese kreisrunde Erhebung die Ruhestätte eines keltischen Fürsten ist. Das Gelände gehörte bis 1838 der Kirche und hat daher wohl den Namen Heiligenbuck.

Die Erforschung des Heiligenbucks haben wir Ernst Wagner zu verdanken, dem Sohn eines Stadtpfarrers aus Schwäbisch Gmünd. Er war von 1864 – 1875 Erzieher des Erbgroßherzogs und leitete dann die Großherzoglich-Badische Altertumssammlung. In dieser Funktion verschickte er um 1880 herum einen Fragebogen an Bürgermeister, Förster und an andere Personen von denen er annahm, Hinweise auf Geländedenkmäler zu erhalten. Aus diesen Rückantworten wurde er auch auf den mitten in der flachen Landschaft sich auffällig erhebenden Hügel in Hügelsheim aufmerksam.

 

Ernst Wagner besichtigte den Hügel erstmals im Jahr 1880 und entschloss sich dann zu einer Grabung. Vom 25. Oktober bis 10. November 1880 arbeiteten bis zu 24 Arbeiter am Heiligenbuck. Um den Mittelpunkt des Hügels ließ Wagner einen ringförmigen 2,50 m breiten Graben bis an den anstehenden Boden ausheben. Er fand eine zentrale Grabkammer, die in den Boden eingetieft war und aus Brettern bestanden hatte. Die Grabkammer war ursprünglich von einer Steinmauer umgeben. Leider waren hier schon Grabräuber am Werk gewesen und hatten sich bedient. Wagner fand nur spärliche Reste und Bruchstücke. Vorgefundene Fragmente ließen Wagner erkennen, dass es sich hier nicht um die Bestattung eines in niedriger Rangstufe gestandenen Kelten gehandelt haben kann. Er fand kümmerliche Reste eines vierrädrigen Wagens, einer Grabbeigabe wie sie nur Fürsten erhielten. Kleine Leder- und Gewebereste wiesen auf Zaumzeug hin. Reste von aufgenagelten Radreifen, bronzene Radnaben sowie Speichen lieferten einen sicheren Beweis für ein Fürstengrab. Einige Objekte aus dem Heiligenbuck zeigen Parallelen zu anderen frühkeltischen Fürstengräbern auf. Vom reichlichen Grabschmuck wie er in diesem Grab eigentlich vorhanden sein sollte war nichts mehr da. Wagner fand noch Teile einer Schlangenfibel, Teile von Bronzegeschirr und Bruchstücke eines Antennendolches. Die Grabräuber hatten ganze Arbeit geleistet. Im Umfeld des Heiligenbucks wurden nur noch kleine Bronzeblechreste und Gagatstückchen (fossiles Holz) gefunden. Aus Gagat wurde Schmuck hergestellt. Die Römer glaubten Gagat bewahre vor dem bösen Blick, vertreibe Schlangen und besiege die Epilepsie. Trotz der geringen Funde lässt sich das Grab zeitlich einordnen. Es muss zwischen 600 und 550 v. Chr. angelegt worden sein am Beginn der späten Hallstattzeit.

 

Ein weiterer Hügel in der ansonsten flachen Landschaft weckte Wagners Interesse. Er war etwa 800 Meter vom Heiligenbuck entfernt. 1881 wurde der Hügel von Wagner untersucht und seine Vermutung bestätigte sich. Gefunden wurden ein Bronzehalsring, Bernsteinperlen, drei Schlangenfibeln und ein goldener Armreif. Aus diesen Fundstücken lässt sich das Grab in die gleiche Zeit wie der Heiligenbuck einordnen. Leider wurde es ohne weitere Untersuchung beim Bau des Militärflughafens 1952 eingeebnet. Die Bestattungen waren bei Personen höheren Ranges sehr aufwändig. In den Gräbern von Fürstinnen fand man oft Bernstein, Gold- und farbige Röhrenperlen, Bronzehalsschmuck und Armringe. Es könnte das Grab einer Fürstin gewesen sein.

 

Doch Wagner machte noch einen Fund. Im Jahr 1884 untersuchte er drei kleinere Grabhügel im Bannwald und stellte fest, dass diese Hügel wohl vom 7. Bis zum 5. Jahrhundert v. Chr. mehrfach als Bestattungsplätze benutzt worden sind. Verschiedene Gegenstände, so auch eine hallstattzeitliche Armspange wurden in Hügelsheim beim Setzen von Erdbeerpflanzen gefunden. Sicher ist das eine oder andere Grab früher aus Unkenntnis bei der Feldarbeit eingeebnet worden. Es gibt weitere Funde wie ein hallstattzeitliches Dolchmesser aus einer Kiesgrube bei Iffezheim, ein bronzene Schnabelkanne, sowie Einzelfunde von Scherben, die den Kelten zuzuordnen sind. Zählt man alle diese Funde zusammen, kann man eigentlich nur zu der Vermutung kommen, dass hier am Rhein eine größere keltische Siedlung bestanden haben muss. Dafür spricht auch die nahe Lage am Fluss und somit die günstigen Handelswege.

 

Jahrelang fristete der Heiligenbuck ein tristes Dasein. Sein ursprüngliches Erscheinungsbild war durch Büsche und Bäume nicht mehr erkennbar. Das Grab eines Keltenfürsten diente den Menschen als Aussichtspunkt auf die startenden und landenden Flugzeuge des NATO-Flugplatzes Söllingen. Das sollte sich im Jahr 2003 ändern. Das Landesdenkmalamt hatte vorgeschlagen, den Hügel völlig von Büschen und Bäumen zu befreien. Durch Aufschüttung sollte der ursprüngliche Zustand weitestgehend wieder hergestellt werden. Dies geschah mit Hilfe des Landesdenkmalamtes, der Baden-Airpark GmbH, der Baufirma Vogel, der Gemeinde Hügelsheim und dem Landkreis Rastatt. Den umlaufenden Graben den man früher einmal angelegt hatte, war durch Wind und Wasser wieder zugeschüttet worden. Ein Steinkreis um den Hügel zeigt heute den Menschen, dass es sich hier um etwas Außergewöhnliches handeln muss. Im Januar 2004 wurde dann eine Informationstafel aufgestellt. Sie erklärt dem Besucher welche Geschichte sich mit diesem Hügel verbindet. Eine Anerkennung an dieses archäologische Kleinod.

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