Rastatt: Unsere Heimatzeitung, das BT

Rastatt: „Mit Kurfürstlich Badischem Privilegio“ – vom Rastatter Wochenblatt zum Badischen Tagblatt

 

Es muss nicht ein Wegekreuz, ein Steinbruch oder eine Kirche sein. Wie wäre es mit unserer täglichen Zeitung dem Badischen Tagblatt? Das wurde so ziemlich unbemerkt am 28. Juli 2013 ganze 210 Jahre alt und ist somit ein Zeuge der Vergangenheit. Rastatts erste Zeitung erschien am 28. Juli 1803 als Rastatter Wochenblatt und war der Vorläufer unseres heutigen Badischen Tagblatts. Die Erstausgabe war recht zierlich gehalten. Aufgeschlagen hatte es eine Breite von 20 cm und eine Höhe von 17 cm. „Mit Kurfürstl. Bad. Gnädigsten Privilegio“, so steht es stolz auf dem Titelblatt der Erstausgabe. Mit dieser Erstausgabe war Hofbuchdrucker Sprinzing am Ziel seiner Träume angekommen. Vorausgegangen war ein harter Kampf.

 

Die älteste deutsche Zeitung wurde in Augsburg im Jahr 1609 gegründet. Von 1615 bis 1630 entstanden Zeitungen in Frankfurt, Hamburg, Berlin, Köln, Regensburg, Freiburg im Breisgau und andere mehr. Der Karlsruher Hofbuchdrucker Macklot besaß das Privileg ein Wochenblatt für den badisch-durlachischen Landesteil herauszugeben. In Rastatt hatte Markgräfin Augusta Sibylla dem Hofbuchdrucker Franz Georg Tusch lediglich das Privileg zur Gründung einer Druckerei erteilt. Tusch befasste sich mit dem Druck von Kalendern, Schulbüchern und Blättern von religiösem Inhalt. Im Jahr 1724 wurde die Druckerei durch Brand zerstört, aber bald darauf wieder aufgebaut. Nach dem Tod von Tusch ging die Druckerei auf Carl Anton Schell über und wechselte dann oftmals den Besitzer. Im Jahr 1763 entstand erstmals der Gedanke an eine Zeitung für Rastatt. Nach etwas über einem Jahrzehnt wurde das Wochenblatt für Rastatt und Umgebung wieder eingestellt, weil man in Karlsruhe zu der Erkenntnis gekommen ist, „daß alles, was zum Nutzen des Landes und des gesamten Publikums bekannt zu machen ist, in eynem Blatt vereinigt zu finden sey“. Hofbuchdrucker Macklot hatte auf sein Privileg gepocht und der Konkurrenzkampf mit Rastatts Zeitungsplänen war mal wieder beendet.

 

Im Jahr 1793 gehörte die Druckerei in Rastatt Hofbuchdrucker Sprinzing. Sein ganzes Bestreben war die Herausgabe einer Zeitung für Rastatt. Im selben Jahr bittet er nemlich Euere Hochfürstliche Durchlaucht aufs dringendste um die gnädige Erlaubnis, dahier eine Zeitung drucken und herausgeben zu dürfen. Auch seinen Konkurrenten Macklot in Karlsruhe erwähnt er und meinte, der habe zwar ein Privilegium aber kein Monopol. Er, Sprinzing, wolle eine Zeitung für den Baden-badischen Teil herausgeben und reichte zu seinem Antrag eine Unterschriftenliste von Rastatter Bürgern ein, die sich seinem Wunsch nach einer Zeitung angeschlossen hatten. Die Antwort aus Karlsruhe war kurz und bündig, aber ablehnend. Sprinzing hatte Geduld. Am 11. November 1797 legt er ein neues Gesuch für ein Wochenblatt für Rastatt vor und er wird für seine Ausdauer belohnt. Man erteilte ihm die Genehmigung zum Druck einer Zeitung für die Dauer des Kongresses. Gleichzeitig verlangte man für die Herausgabe des Blattes eine kluge und wachsame Zensur was so viel wie eine Maulkorbverordnung bedeutete.

Das Blatt wurde wieder eingestellt und von Sprinzing hörte man nichts mehr.

 

Dann kam das Jahr 1803 und er bekam endlich die Genehmigung für seine Lokalzeitung. Das war schlechthin das Geburtsjahr des Rastatter Wochenblattes. 1824 zog in Sprinzings Druckerei mit Peter Birks ein neuer frischer Geist ein. Das Wochenblatt verändert sich. Obrigkeitliche Anordnungen, Mundtodt- und Verschollenheits-Erklärungen, Versteigerungen, Vermählungen, Dienstgesuche, die Anzahl der in hiesiger Stadt Geborenen, Getrauten & Gestorbenen, nebst Schilderungen von Unglücksfällen waren der Inhalt. Für den Bezug des Blattes bezahlt man für ein ganzes Jahr einen Gulden und 40 Kreuzer. Auch einen Austräger gab es im Jahr 1826 damals schon gegen einen kleinen Aufpreis. Birks schaffte es, dass 20 Gemeinden das Blatt regelmäßig bezogen und die Kosten somit gedeckt waren.

 

Ab 1. Juli 1844 erschien das Blatt zweimal in der Woche. Die Höhe der Auflage ist nicht mehr feststellbar und es gab auch schon Leserzuschriften. Eine stammt vom 20. Juli 1853 und die soll hier auch kurz geschildert werden. Das Blatt wird gelobt wegen seiner Informationen und seinen Nachrichten aus aller Welt. Es geht dem Schreiber darum, dass sich dieses Blatt nicht jeder leisten könne. Wörtlich: Wenn es nämlich durch den Bothen den Bürgermeistern abgeliefert ist, so finden nur noch die Gemeinderäte, oder einige Vettern und Basen, oder sonst Begünstigte des Bürgermeisters Gelegenheit, es zu lesen, dann spaziert es in die Gemeinderegistratur und bleibt dort in Staub begraben. Er schlägt vor, dass jede Gemeinde das Blatt in doppelter Ausfertigung bezieht, um dem einfachen Bauern Gelegenheit zu geben, es an geeigneter Stelle lesen zu können, ohne sich genötigt zu sehen, in ein Wirtshaus gehen zu müssen, wo dasselbe gehalten wird. Ab 1. Januar 1854 erscheint das Wochenblatt für die Amtsbezirke Rastatt, Ettlingen und Gernsbach dreimal in der Woche. Das jährliche Abonnement betrug 2 fl 24 kr. Der Trägerlohn war nicht inbegriffen, seine Höhe wurde den Lesern überlassen.

 

Ab 1. Januar 1858 brachte das Wochenblatt der Buchdrucker Karl Vogel heraus. 1897 wechselt das „Rastatter Wochenblatt“ erneut den Besitzer. Die Herren Eitler und Jundt vereinigten ihr Wochenblatt mit dem kurz zuvor gegründeten  „Rastatter Tagblatt“ und fortan wurde die Zeitung auch täglich herausgegeben. Schon drei Monate später kam der Verlag in den Besitz von R. Hohmann, der am 1. Oktober 1899 an Hermann Greiser verkaufte. Unter seiner Leitung wurde der Zeitungsbetrieb modernisiert. Die Räumlichkeiten wurden vergrößert, eine Rotationsmaschine angeschafft und andere technische Hilfsmittel besorgt. Als Hermann Greiser seinen wohlverdienten Ruhestand genießen möchte, übernahmen die Söhne Karl und Hermann jun. den Zeitungsbetrieb. Beide hatten zuvor entsprechende Ausbildungen durchlaufen. Fleiß und Können brachten der Heimatzeitung einen schnellen Aufstieg. Es kam der erste Weltkrieg und die Familie Greiser traf gleich ein doppelter Verlust. Hermann Greiser fand am 31.08.1914 in Vathimenil (Frankreich) und Karl Greiser als Hauptmann der Reserve am 25. 07.1916 in Peronne (Frankreich) den Heldentod. Die Druckerei führten die Witwe von Karl Greiser und der Geschäftsführer weiter bis 1919 der jüngste Sohn von Hermann Greiser die Geschäfte übernehmen konnte. Er zeigte, was er in England über das Zeitungswesen gelernt hatte. Unter seiner Regie entwickelte sich die Firma zum größten Zeitungs- und Zeitschriftenunternehmen und zur größten Druckerei Mittelbadens.

 

Ein letztes schweres Kapitel für die Zeitung tut sich im vierten Jahr des Zweiten Weltkrieges 1943 auf. Der Verlag musste seinen Lesern am 30. April 1943 mitteilen, dass er durch „kriegswirtschaftliche Erfordernisse“ mit dem heutigen Tag gezwungen ist, die Herstellung der Zeitung einzustellen. So ging es allen Zeitungen, die nicht der nationalsozialistischen Partei angehörten. Ab 1. Mai erhielten die Leser die Zeitung „Der Führer“ zugestellt. Der Verlag bedankt sich bei allen Lesern, Mitarbeitern und Anzeigenkunden und teilt gleichzeitig mit, dass das Rastatter Tagblatt nach Kriegsende wieder erscheinen wird. Genau so war es dann auch. Als eine der ersten Zeitungen in der französischen Zone durften am 23. August 1945 die „Rastatter Nachrichten“ wieder gedruckt werden.

Am 6. März 1946 wurde aus den „Rastatter Nachrichten“ das „Süd-West-Echo“. Immer noch herrschte Papierknappheit und immer noch gab es strenge Vorschriften durch die Militärregierung. Das Blatt erschien zweimal wöchentlich. Anfang April 1947 musste die Zeitung auf Befehl der französischen Militärregierung ihr Erscheinen einstellen Die Leser erhielten als Ersatz die „Südwestdeutsche Volkszeitung“ aus Freiburg. Am 2. September 1947 durfte die Heimatzeitung dann unter dem Namen „Badener Tagblatt“ wieder erscheinen, herausgegeben vom Brots-Verlag. Ab Januar 1949 trägt die Zeitung den Titel „Badisches Tagblatt“. Am 1. Oktober 1951 kehrte die Zeitung dann wieder dorthin zurück wo sie eigentlich die längste Zeit zuhause war. Der neue Herausgeber war der Verlag K. & H. Greiser, Inhaber Richard Greiser. Mit Christoph Greiser ist im Jahr 2005 die fünfte Generation der Unternehmensfamilie Greiser in den Verlegerkreis eingetreten.

 

Die Austräger sind früh dran. Meist ist die Zeitung um 5.30 Uhr schon im Briefkasten. Die Gewohnheiten beim Lesen dieser Zeitung würde eine Seite füllen. Jeder hat so seine Art. Für viele Leser hätte man das Titelblatt auf die letzte Seite machen können, denn oft wandert der Blick zuerst über Todesanzeigen, Inserate und Werbung. Bei Eheleuten wird die Zeitung geteilt. Der Ehemann bekommt den Sportteil, die Ehefrau den Rest. Später wird getauscht. Man frühstückt nebenher und spricht über das gerade Gelesene. Bei Alleinstehenden hört vielleicht der Hund zu und freut sich über die Aufmerksamkeit. Jeder Mensch hat da ein bestimmtes Ritual Zeitung zu lesen. Politik, Zeitgeschehen, Sport, Regionales, Inserate und Werbung. Aktuell und zeitgemäß.

 

Sprintzing würde sich freuen was aus seinem Rastatter Wochenblatt geworden ist.

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