Der im Volksmund bekannte "Hexentanzplatz"

Zwischen dieser Lithographie und dem heutigen Aussehen liegen Welten!

Das Gräflich Hochbergische Gartenhaus bey Rothenfels im Murgthal

 

Seit vielen Jahren hält sich für diese Ruine hartnäckig die Bezeichnung Hexentanzplatz. Da Hexen bekanntlich nur in der Nacht unterwegs sind, waren diese alten Mauern oftmals Spielplatz für Kinder. Bei der Kirche über den Badsteg, durch die Unterführung und von dort zum Sportplatz. Entlang des Sportplatzes führte ein Trampelpfad, dann ging es ein Stück am Bach entlang und kurz darauf stand man vor den Resten des Gräflich Hochbergischen Gartenhauses, auch Römisches Haus genannt. Hier wurde nach Herzenslust auf dem Schanzenberg herum geklettert, bei der Ruine und im Park des Schlosses Versteck gespielt. Auf welch historischem Boden man sich dabei bewegte, nahm man nicht so wahr. Der Wald, der Schanzenberg und die alten Mauern waren der Abenteuerspielplatz schlechthin.

 

In unmittelbarer Nähe zu den Ruinen des "Römischen Hauses" ließ die badische Landesherrschaft auf der an der Murg gelegenen „Allmende“ im Jahr 1729 ein Hüttenwerk errichten. Markgraf Ludwig Georg gab die Schmelze an Martin Schmidt aus Rheinböllen in Pacht. Weitere Pächter folgten mit mehr oder weniger Glück. Manche hinterließen einen Berg von Schulden, auch weil das Hüttenwerk schlecht geführt wurde. Im Jahr 1753 übernahm der Floßmeister und Ankerwirt aus Rastatt, Franz Anton Dürr die Schmelz. Von ihm stammt auch der Felsenkeller in der Ruine des "Römischen Hauses". Das Hüttenwerk scheint auch unter Dürr einige Jahre gute Erträge abgeworfen zu haben. Dann wurden die Kosten für die Beschaffung des Rohstoffes zu hoch. Die Bohnerze mussten von außerhalb bezogen werden. Das war einfach zu kostenintensiv und rechnete sich nicht. Schließlich erwarb 1789 der Markgraf und spätere Großherzog Karl Friedrich die gesamte Anlage zum Abriss für 3.577 Gulden. 1790 schenkte Markgraf Karl-Friedrich von Baden das Anwesen seiner zweiten Gemahlin Luise Karoline. Sie war eine geborene Geyer von Geyersberg. Er hatte sie am 24. November 1783 geheiratet. Von da an trug Luise Karoline den Titel Freifrau von Hochberg.

 

1796 durfte sie sich dann Reichsgräfin nennen. Den Rang einer Markgräfin erhielt sie jedoch nie. 1801 ließ Luise Karoline von Hochberg die Betriebsanlagen der Eisenschmelze abreißen und am gleichen Ort die Reichsgräflich Hochbergische Tiegel- und Steingeschirrfabrique errichten. Hergestellt wurden Krüge für verschiedene Zwecke, Butterbüchsen, Behältnisse für Apotheker, Kasserollen, Kacheln, auch Weihwasserkessel und Lichtstöcke. Ganz in der Nähe der Steingeschirrfabrik lag der Dürrsche Felsenkeller und Luise Karoline hatte da eine Idee wie dieser Verwendung finden könnte.

 

Das Gräflich Hochbergische Gartenhaus auch "Römisches Haus" genannt

 

Es gab sie in Frankreich im 18. Jahrhundert und im badischen Fürstenhaus fehlten sie auch nicht. Die Rede ist hier von sogenannten Lusthäusern, die man gerne versteckt im Wald und in der Nähe der Residenz baute. Ein solches Haus ließ Luise Karoline von Hochberg am Fuße des Schanzenberges und nur wenige Schritte von ihrer Steingeschirrfabrik entfernt bauen. Luise Karoline holte den badischen Oberbaudirektor Friedrich Weinbrenner zurück an den badischen Hof und beauftragte ihn mit dem Bau ihres kleinen Lusthauses. Das vorherige herrschaftliche Gebäude „Solitude“ war 1796 durch französische Truppen zerstört worden. Was geblieben war, war der Dürrsche Felsenkeller und diesen bezog Weinbrenner in seine Pläne mit ein. Weinbrenner wählte als Mittelpunkt des Römischen Hauses einen Saal. Rechts und links davon befand sich je ein Cabinet. Die Mittelhalle wurde von dorischen Säulen getragen und bot einen herrlichen Blick in die Natur. Die schattige Lage war besonders in der Sommerzeit sehr angenehm. Wer weiß welch amouröse Abenteuer hier im „Petite Maison“ stattgefunden haben?

 

Eine ganz andere Funktion erfuhr das "Römische Haus" im Jahr 1860. Markgraf Wilhelm verstarb am 11. Oktober 1859 in Karlsruhe. Erbin des Schlosses, der Ländereien und dem "Römischen Haus"  wurde die älteste Tochter Sophie, die nach Heirat am 9 November 1958 mit Woldemar zur Lippe den Titel einer Fürstin trug. Bereits zur Lebzeiten des Markgrafen wurde bei dessen Anwesenheit der evangelische Pfarrer aus Gernsbach in das Schloss gerufen, um dort den Gottestdienst abzuhalten. Für 32 evangelische Gläubige in Rotenfels wurde der Raum im Schloss zu klein und nach einigen Umbauten wurden mit Genehmigung der Fürstin die evangelischen Gottesdienste in das "Römische Haus" verlegt. Erst 1891 erhielten die evangelischen Gläubigen ihre eigene Kirche in Gaggenau, die im Zweiten Weltkrieg den Bomben zum Opfer fiel.  

 

Im Jahr 1899 erfolgte der Abbruch des Obergeschosses am "Römischen Haus" aus bislang unbekannten Gründen. Die Zugangstreppe ist heute noch erhalten. Wie das "Römische Haus" ausgesehen hat, erfahren wir von Johann Ludwig Klüber. Er beschreibt es als "Dianatempel, ein freundliches Belvedere mit Kolonade und unterirdischem Felsengewölbe, im altrömischen Geschmack erbaut an einem dichten Buchenhain gelegen".

 

Zurück blieb nur der Dürrsche Felsenkeller als Zeuge einer längst vergangenen Zeit.

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