Forbach-Gausbach: Die Heuhüttentäler

In diesem kleinen Heuhütten wurde früher das Heu gelagert.

Gausbach und seine Heuhütten

 

Das Mauerblümchen aus dem hinteren Murgtal hat sich gemausert. Gausbach hat eine intakte Dorfgemeinschaft. Man hält zusammen und plant immer wieder neue Aktivitäten. 2010 gelang mit dem längsten Brett der Welt mit 45,15 Metern lang der Eintrag in das Guinnesbuch der Weltrekorde. Das Originalbrett kann am Forbacher Bahnhof besichtigt werden. Doch Gausbach hat noch eine Besond-derheit zu bieten. Stumme Zeugen aus längst vergangener Zeit – die Heuhütten. Sie sind sehr eng mit der Geschichte des Dorfes verbunden. Um das zu erklären müssen wir einen gewaltigen Schritt zurück in die Vergangenheit machen.

Die Dörfer im hinteren Murgtal wurden erst im 13. Und 14. Jahrhundert gegründet. Es lag einfach an den Geländeschwierigkeiten die sich dort boten. Die Murg besteht aus zwei Quellbächen der Rechtmurg und der Rotmurg. Beide kommen aus Bundsandsteintälern und vereinigen sich in Baiersbronn-Obertal. Am Anfang fließt die Murg noch in einem breiten Sohlental im Gneis. Im Granitgebiet zwischen Schönmünzach und Forbach hat sie sich in eine Schlucht eingetieft. Die Dörfer finden auf der Talsohle keinen Platz und liegen hoch über dem Fluss. So auch Gausbach, das im ältesten Lehnbuch der Bischöfe von Speyer um 1339 erstmals erwähnt wird. Im Jahr 1684 wohnten hier gerade mal 14 Familien.

Die Menschen lebten hier sehr bescheiden von etwas Weinbau und von der Viehzucht. Wirtschaftlich interessant wird das Murgtal erst mit Entstehung der Flößerei und dem Holzhandel. Das ist die Wirtschaftsgeschichte des Murgtals schlechthin. Die Murgschifferschaft, eine Waldgenossenschaft, die sich im Laufe der Jahrhunderte immer mehr vergrößert brachte den Aufschwung. 1488 wurde der Holzhandel der Murgschifferschaft vertraglich geregelt. In 41 Artikeln wurde die Ordnung des gemeynen Holzgewerbs im Murgtal festgehalten. Wo Holz geschlagen wurde entstanden Sägemühlen. Der Wald bot den Köhlern, Harzern, Pottaschesiedern und Glasmachern Arbeit und Brot. Viele Murgtäler arbeiteten als Flößer für die Murgschifferschaft und kamen so aus dem engen Tal heraus in eine andere neue Welt.

 

Die Zurückgebliebenen betrieben Landwirtschaft und konnten sich so recht und schlecht ernähren. In den Dörfern oberhalb der Murg drängten sich die Menschen eng zusammen. Für Heuscheunen war kein Platz. Das Winterfutter für die Tiere wurde in Schopfen untergebracht. Wann der erste Heuschopfen im freien Wiesengelände gebaut wurde, entzieht sich unserer Kenntnis. Eine erste Erwähnung über das hintere Murgtal findet man in einem Visitationsbericht der Diözese Speyer aus dem Jahr 1683: „ Dieser Ort ist wegen seiner Unwegsamkeit und Abgelegenheit nahezu unzugänglich. Was weiter von diesen Gegenden zur beurkunden ist, sind die vielen steilen Wiesen in den Bergen, welche eigenartige Häuschen haben, in welche das getrocknete Heu gebracht und darin aufbewahrt wird. Und um das Wild und die Wölfe zu schrecken und von den Wiesen, Äckern und Dörfern fernzuhalten, lassen sie durch herabfließendes Wasser beständig Hämmerchen an Balken stoßen, durch welches Geräusch die wilden Tiere meinen sollen, es wohnen in der Nähe Menschen.“ Nach dem 30jährigen Krieg sollen Tiroler, Bayern und Kinzigtäler als Holzhauer in das Murgtal gekommen sein. Den Tirolern schreibt man die Heuhütten zu. Diese kleinen Hütten liegen meist am talseitigen Ende einer Parzelle mit Öffnung zum Berg hin, so dass das Heu leicht einzubringen war. Um das Heu vor Feuchtigkeit zu schützen las man Steine auf und erstellte Steinriegel. Darauf wurde die Heuhütte errichtet. Das Dach wurde mit Holzschindeln gedeckt. Die Größe einer Heuhütte lag bei 3 x 3,50 Metern. Der Abtransport des Heus zur Fütterung geschah mit einem Rückkorb oder einer „Kräätz“ mit der gut ein Zentner Heu getragen werden konnte. Im Winter transportierte man das Heu mit einem Schlitten zum Dorf. Die Wiesen um Gausbach waren Magerwiesen mit Wildblumen und vielen Kräutern. Das Vieh trieb man bis hoch zum Ochsenkopf und in die Windeckschen Waldungen in die Gartenläger zur Weide. An zahlreichen kleinen Bachläufen die zur Murg führten, wurde der Wald gerodet und es entstanden Wiesengrundstücke die sich oft bis zu den Bergkuppen hinzogen. Terrassenförmig angelegte Trockenmauern schützten die Grundstücke vor Auswaschung. Ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem der Wiesen sorgte für zwei Schnitte im Jahr. Hangparallel verlaufende Zu- und Ableiter  von den Stichgräben aus sorgten für gezielte Bewässerung der Wiesen. Gemäht wurde mit der großen Sense und die Arbeit am Wiesenhang war hart und anstrengend.

 

Die Zeiten haben sich geändert. Die Heuhütten in Gausbach werden schon lange nicht mehr gebraucht. Mit Beginn der Industrialisierung wurde das Vieh im Dorf abgeschafft. Man fährt heute mit der S-Bahn oder mit dem Auto zur Arbeit. Die Liebe zur Scholle und die Pflege des eigenen Grundstücks ist den Gausbachern erhalten geblieben. Das Frühjahr kommt hier mit vier Wochen Verspätung an. Aber dann blüht und grünt es in den gepflegten Vorgärten bis in das Spätjahr hinein. Zahlreiche Wanderwege führen den Wanderer und Touristen rund um das Dorf und in seine Seitentäler. Sie führen an Wiesen vorbei und streifen kleine Wäldchen. Mal geht es eben und auch mal gleich gewaltig bergan. Traumhafte Ausblicke in das Murgtal sind garantiert und in den Seitentälern treffen wir immer wieder auf Heuhütten. Stumme Zeugen der einstigen Murgtäler Landwirtschaft.

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