Forbach: Die alte Holzbrücke über die Murg

Lange Jahre war sie die einzigste Verbindung zwischen Forbach und Gausbach.

Das Wahrzeichen von Forbach

 

Kein Tourist lässt es sich nehmen bei seinem Aufenthalt mindestens einmal auf der Forbacher Holzbrücke zu stehen und in die darunter munter plätschernde oder bei Hochwasser tosende Murg zu blicken. Die Brücke gehört zu Forbach wie die Murg. Sie ist prägend für das Ortsbild und ein Zeichen hoher Zimmermanns-

kunst.

 

Ihre Geschichte beginnt im 15. Jahrhundert.

Bereits im Jahr 1471 gibt es diese einzige Brücke in Forbach die zwischen Felsen aus Granit die Murg überspannt. Im Frühjahr 1571 ist sie durch ein überschwäng-

lich großes Gewässer mitgerissen worden. Auch die Brücken von Weisenbach, Ottenau und Kuppenheim wurden bei diesem Hochwasser beschädigt. Die Schultheißen der Gemeinden Forbach, Gausbach und Bermersbach beantragen die Wiederbebauung der bruckhen da diese Verbindung für die Menschen im Ort notwendig wäre. Nach großen Diskussionen um die Kosten und wie die Brücke auszusehen habe, entschied man sich für eine Hängebrücke. Es sollte ein ein-

facher Steg über die Murg werden. Ein Bau mit großen Folgekosten, weil nach jedem Hochwasser Seile ausgetauscht werden mussten. Sie hielten dem Hochwasser einfach nicht Stand. Im Jahr 1774 passierte Markgraf Karl Friedrich die Brücke. Was er sah gefiel ihm nicht sehr. Er fand die Brücke sehr schadhaft und gefährlich zu passieren. Eine neue Brücke musste her. Im Jahr 1775 wurde damit begonnen. Als komplizierte Angelegenheit erwies sich die Sprengung der Felsen für die Widerlager. Hierfür hatte Gausbach 80 Gulden zu bezahlen. Fast 3 000 laufende Meter Eichenbohlen waren heranzuschaffen. Viele fleißige Hände waren an der Brücke beschäftigt. Die Pläne erstellten Meister Fasold und Linde-

mann, ein Ingenieur aus Karlsruhe. Die Steinhauer- und Maurerarbeiten übernahm Meister Steimle aus Rotenfels. Der Zimmermeister Johannes Daselmeier erstellte dann eine neue überdachte Holzbrücke ohne Mittelpfeiler. Im Herbst 1778 war die Brücke fertig und da kam auch schon das erste Hochwasser am 25. Oktober 1778. Die Brücke hielt. Zuständig für den Unterhalt der Brücke war das Forbacher Kirchspiel das aus Forbach, Bermersbach und Gausbach bestand. Forbach erhielt die Erlaubnis zum Brückenzoll. Jeder der über die Brücke ging oder einen Ochsenkarren darüber lenkte musste Zoll bezahlen. Das Geld wurde im Kirch-

spiel aufgeteilt und diente der Unterhaltung der Brücke. Und sie musste was aushalten. Schwere Fuhrwerke beladen mit Holz, Weintrans-porte, Soldaten, oder Kurgäste aus Baden-Baden. Ausflüge in das Murgtal wurden zur Attraktion, zumal 1906 die Großherzog-Friedrich-Luisenstraße gebaut wurde. Die Kutschen aus Baden-Baden fuhren über die Rote Lache (690 m) nach Bermersbach und von dort aus in das Murgtal. Für die Herrschaften wurde natürlich auf der Brücke angehalten, damit sie einen Blick in die Murg und ihr enges Bett werfen konnten.

 

Die alte Holzbrücke – Der Zweite Weltkrieg gab ihr den Rest

Es kamen die letzten Tage vor Kriegsende 1945. Bermersbach brannte und im Tal wurde geschossen. Sprengungen hallten von den Bergen wider und ließen den Boden erzittern. Aufgrund der zum Kriegsende gesprengten Eisenbahn- und Straßenbrücken rund um Forbach war die Holzbrücke als Ersatz enormen Belastungen ausgesetzt und wurde immer baufälliger. Als französische Panzer die Brücke passierten war es das Ende der Brücke. Sie musste gesperrt werden.

10 Jahre nach dem Krieg stellte sich dann die Frage: Die Brücke abreißen? Wiederaufbau? Aus Beton, oder lieber doch wieder eine Holzbrücke nach altem Muster? Die Entscheidung war eindeutig. Die Forbacher wollten ihre alte Brücke wieder in neuem Zustand haben und sie waren bereit dafür zu kämpfen.

Für den Neubau der Holzbrücke nach altem Muster haben sich auch Vertreter der Regierung, der Gemeinde, der Denkmalpflege und andere namhafte Personen eingesetzt. Forbach stellte den Betrag von 40 000 DM bereit. Das Land Baden-Württemberg half mit 75 000 DM. Hinzu kamen private Spenden und die Holz-l

ieferung aus dem Gemeindewald. Am 11. Mai 1955 durchschnitt Regierungs-präsident Dr. Waldin das weiße Band mit einer Schere und die Ehrengäste gingen gemeinsam über die Brücke. Eingeladen wurden der ehemalige Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Dr. Reinhold Maier, der Rastatter Oberbürgermeister Jäger, Regierungsbaudirektor Lämmlein, Ministerialrat Kistner aus Stuttgart, die Bürgermeister des Murgtals, Professor Linde vom Denkmalschutz und andere Personen, die sich um den Neubau der Brücke sehr bemüht hatten. „Durch Zeit und Krieg. Ich war beinahe verloren. Dank Bürgersinn, dem Staat und Spenden ward ich wieder geboren“ steht unter dem Holzdach der neuen Brücke. Ein stolzes Zeichen für den erfolgreichen Kampf der um das Denkmal aus einer guten alten Zeit geführt wurde.

 

Der Ingenieur und Journalist Otto Ernst Sutter hat die Brücke so beschrieben: Packend und beredt offenbaren sich auch dem nichtfachmännisch geschulten Blick die Sicherheit und Ausgewogenheit der Konstruktion dieses Bauwerkes. Ein Zug des Kühnen haftet ihm an – zugleich aber sieht man ihm an, daß Abmessungen und ‚Fügung der Hölzer auf klarer Erkenntnis vom Wesen dieses prächtigen Baustoffes und der in ihm schlummernden Kräfte ruhen. Diese Forbacher Brücke stellt eines der überzeugendsten und beziehungsreichsten Werke dar, die seit langem aus dem prächtigen Baustoff Holz entstanden sind.

Sie ist nicht einfach nur eine Brücke, die uns sicher an das andere Ufer bringt. Sie ist geprägt von hoher Zimmermannskunst. Etwas romantisch ausgedrückt: Sie passt harmonisch in das Landschaftsbild, in die „Badische Schweiz“, wie das Murgtal auch genannt wird.

 

Forbach ohne die Holzbrücke. Einfach undenkbar.

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