söllingen

Rheinkarte mit Söllingen um 1820 herum.

Der griechische Geschichtsschreiber Diodorus Siculus beschrieb die Kelten folgendermaßen: „ Sie waren übergroß, bleichten ihre Haare blond und kämmten sie nach oben. Sie waren stattlich und bei jeder Bewegung spielten die Muskeln unter ihrer Haut. Dem Aussehen nach glichen sie Waldteufeln“. Er schilderte sie als blutrünstige Barbaren die den gefallenen Feinden die Köpfe abhauen. Die blutige Rüstung wurde als Trophäe unter Siegesgeschrei ins Dorf gebracht und in der Hütte an die Wand genagelt als hätte man gerade ein Stück Wild erlegt. Im Griechischen nannte man sie Keltoil galatai (die Tapferen, Kühnen). Ihre Schmiedekunst war einmalig, denn ihre Schwerter waren nicht mehr aus Bronze, sondern aus Eisen. Sie hatten sich auf Söllinger Gemarkung niedergelassen. Man vermutet, dass hier Salzhandel über den Fluss betrieben worden ist. Anhand der Ausgrabungen von Hügelgräbern auf Söllinger Gemarkung lässt sich schließen, dass diese Menschen einen gewissen Wohlstand erreicht hatten. Mehrere Bestattungen konnten nachgewiesen werden und Grabfunde wie reichge-

schmückte Armringe, Finger- und Ohrringe, Messer und Tongefäße gab der Boden preis.

 

Ganz maßgeblich für die Gegend um Söllingen war die Gründung der Benedik-tinerabtei Schwarzach in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts durch Graf Rothard und seiner Gemahlin Hirminsinde. Die Mönche drangen in das schier undurchdringliche Gelände, brachten den Menschen das Christentum und sie kannten sich aus in der Bearbeitung der heimatlichen Scholle. Sie rodeten Land, es entstanden Höfe und daraus wurden später Dorfgemeinden.

 

Husarenmajor Medicus (1743-1828) erwähnte den Ort in einer Beschreibung und legte sich auf das Jahr 1309 fest. Nachweislich verkaufte am 30. Januar 1309 der Edelknecht Eberlin von Windeck dem Markgrafen Rudolf dem Älteren die Stadt Stollhofen nebst den Dörfern Selingen und Hugelsheim mit allen Rechten, Leuten, Wälder, Wasser, Weiden, Mühlen und der Vogtei um 1450 mark silbers Straßburger Gewichts. In einem Salbuch des Klosters Schwarzach aus dem 12. Jahrhundert berichtet ein Eintrag über die Gerichtsbarkeit in Sölligen. „Haec est justicia in Sellingen ….“. Im 14. Und 15. Jahrhundert genoss der Ort als „Sellingen daz dorff und der zoll of dem Rhyne daselbst“ eine bedeutende Rolle. Die Markgrafen versprachen bei Abgabe eines bestimmten Geleitgeldes  „zu Sellingen“ den Kaufleuten zu Wasser und zu Lande Sicherheit beim Transport ihrer Waren.

 

Wie alle Dörfer am Rhein hatte auch Söllingen unter der Unberechenbarkeit des Flusses zu leiden. Das wilde Wasser verlegte Festland zu Inseln oder ganze Landstücke an das andere Ufer. Abt Gallus Wagner vom Kloster Schwarzach beschrieb die verzweifelten Schanzarbeiten am Rhein. Im Juli 1673 standen die Felder von „Sellingen“ unter Wasser und man versuchte den Fluss vom Dorf und den Äckern mittels Durchstiche zu verlegen. Es gab Jahre, in denen ganze Gemarkungsteile weggeschwemmt wurden. Die andere Gefahr waren die zahlreichen Kriege die hier an den Dörfern am Rhein ausgetragen wurden. 1689 ging Söllingen wie zahlreiche andere Orte in Flammen auf. Die Bewohner waren mit allem was sie in der Not greifen konnten auf Rheininseln geflohen. Versteckt hinter Weiden und Gebüsch bauten sie sich Hütten aus Balken, Brettern und einem Dach aus Stroh. Notdürftig wurden Tische, Bänke und Schlaflager gezimmert. Unterstände für die wenigen geretteten Tiere wurden gebaut. Man wollte hier ausharren bis der Krieg vorbei war. Regen, Nebel und die Feuchtigkeit in den Unterkünften und in der Kleidung brachten das Fieber vor dem man sich so sehr fürchtete. Manches Menschenleben wurde hier ausgelöscht, aber am 8. April 1701 wurde auf dem „Sellinger Wörth“ sogar ein Kind getauft. Auch dieser Krieg war irgendwann vorbei und das Leben am großen Fluss ging weiter.

 

Eine revolutionäre Erfindung war die Dampfmaschine und die Geburt der Dampfschiffe. Im Jahr 1816 traf das erste Dampfschiff aus England in Köln ein. 1827 gab es bereits regelmäßige Fahrten mit dem Dampfschiff von Mainz nach Köln. 1828 erschien der erste Reiseführer „Rheinreise von Mainz bis Köln. Handbuch für Schnellreisende“ von Johann August Klein.

 

Die Bauern, die gerade das letzte Heu einholten, staunten im Herbst 1831 nicht schlecht. Pferdefuhrwerke wurden angehalten und der Fischer verlor seine Angelrute aus den Augen. Eine neue Ära der Schifffahrt hatte nun auch am Oberrhein begonnen. Den Fluss herauf kam ein schlankes Boot mit rauchendem Schornstein und großen wasserpeitschenden Schaufelrädern. Als die Wellen am Ufer und am Schilf ankamen gluckste und schäumte es. Man staunte über die Kraft der großen Räder, die das Wasser zerteilten. Dem Aussehen nach war es ein kleiner Mississippi-Dampfer der da den Rhein herauf schnaufte. Der schmale schwarze Schornstein wurde von langen Drahtseilen gehalten. Breite Dächer aus gestreiftem Segeltuch boten den Passagieren Schutz vor Sonne und Regen. Die Schiffslänge betrug ca. 35 Meter. Kapitän und Steuermann hatten mittschiffs eine abgetrennte Kajüte an die sich ein geschlossener Fahrgastraum anschloss. Das Dampfboot wurde im Volksmund „Dr. Lebold“ genannt zu Ehren des badischen Großherzogs Leopold und gehörte der „Preußisch-Rheinischen Dampfschiff-fahrtsgesellschaft“. Nach einigen technischen Verbesserungen war man dann soweit, dass im Jahr 1835 der Dampfschiffverkehr bis Straßburg aufgenommen werden konnte. Die Segelschiffer, Halfterleute und Schiffszieher hatten mit dieser Neuerung ein Problem. Sie befürchteten den Verlust ihrer Existenz.

 

„Teufelsschiffe“ nannten sie diese dampfenden Boote. 1884 brachte der Rad- oder Schraubendampfer englische Kurgäste nach Plittersdorf oder Greffern an die Anlegestelle. Von hier ging es dann mit der Droschke weiter zur Kur nach Baden-Baden. Diesen Aufschwung des Schiffsverkehrs auf dem Rhein hatte man sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts kaum vorstellen können.

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