Plittersdorf die Fischerei am Rhein

Fischer am Rhein. So manche Familie wurde durch Fischerei ernährt.

Die Fischerei am Rhein

 

Familie Werner Müller, Plittersdorf Fischertradition seit 170 Jahren

Seit der Ansiedlung vom Menschen am Rhein diente dieser als Nahrungslieferant und Verkehrsader. Die Kelten nannten ihn Renos (fließendes Wasser). Schriftliche Überlieferungen haben wir auch von den Römern. Lukan, der Dichter, bezeichnete ihn als „Rhenus gelidis undis“, den eisigen und unfreundlichen Strom. Im Mittelalter nahm die Besiedlung der Rheinufer immer mehr zu. 1682 hatte Plittersdorf rund 330 Einwohner. Ackerbau und Viehzucht wurden betrieben, aber auch die Fischerei war eine wichtige Erwerbsquelle für die Menschen am großen Fluss.

 

Der Name Müller bezeichnet in Plittersdorf eines der zahlreichsten Geschlechter seit Führung der Kirchenbücher im Jahr 1711. Eigentlich deutet der Name auf den Besitz und Betrieb einer Mühle hin. Gut möglich, dass vor 1840 ein Vorfahre von Werner Müller eine Mühle betrieben hat. Nachweisbar ist auf jeden Fall seit dem Jahr 1840 die Fischertradition in der Familie Müller. Peter Paul Müller wurde 1815 in Plittersdorf als Sohn des Landwirts Wendelin Müller geboren. Er muss bereits in jungen Jahren sein Fischerglück im Rhein und Altrhein versucht haben. 1840 im Alter von 25 Jahren wird er schon als Fischer bezeichnet. Im Jahr 1859 besaß er bereits eine Fischhandlung.

 

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es in Plittersdorf etwa 10 Fischerfamilien, die sich alleine vom Fischen ernähren konnten. Natürlich wurde nebenbei  auch noch mehr oder weniger Landwirtschaft betrieben. In Reusen aus Weidegeflecht und Baumwollnetzen landeten damals Hecht, Zander, Schleien und Rotaugen. Die Gemeinde Plittersdorf teilte ihre Gemeindewässer in verschiedene Lose auf, die gegen Steigerung an den Meistbietenden verpachtet wurden. Mit etwas Glück ersteigerte sich Peter Paul Müller im Jahr 1880 das Gewässer oberhalb der Binsenfeldstraße. Es war damals das fischreichste Gewässer auf der Gemarkung und die Pacht an die Gemeinde betrug 310 Mark. Auch den Fischweier in der oberen Schöpfwörth erhielt er für 11 Mark Pacht. Die Fische wurden mit dem Pferdefuhrwerk auf den Rastatter Wochenmarkt gebracht und dort verkauft. Um 1900 herum galt der Lachs als Arme-Leute-Essen, so zahlreich war er im Rhein anzutreffen. Peter Paul Müller starb am 10. Oktober 1886. Die Witwe Klara führte die Fischhandlung nun alleine weiter. Ein Glück, dass der Sohn Adolf, geboren am 11.6.1871 schon in jungen Jahren in die Fußstapfen seines Vaters getreten war. Vom Vater kannte er die Gewässer, die besten Plätze zum Fischfang und mit gerademal 15 Jahren war er eine große Stütze für die Mutter und für das Fischgeschäft.

 

Adolf Müller heiratete seine Anna, übernahm die Fischhandlung und betrieb diese bis zum Jahr 1936. Mit seinem Stand war er regelmäßig auf dem Rastatter Wochenmarkt anzutreffen, aber auch in Baden-Baden auf dem Markt hatte er zahlreiche Kundschaft. Das Ehepaar hatte 9 Kinder, darunter waren 3 Söhne. Der jüngste Sohn Peter Paul, geboren 1905, trug nicht nur den Namen Peter Paul in der Familie weiter, er übernahm 1936 auch den Fischhandel vom Vater.  Zwei weitere Söhne hatten beruflich einen anderen Weg gewählt, aber auch sie zog es in der Freizeit immer wieder mit der Angel an das Wasser. Adolf Müller verstarb im Februar 1937. Anna Müller überlebt ihren Adolf um 23 Jahre und starb 1960 im Alter von 90 Jahren. Sie durfte miterleben, wie das Geschäft ihres Mannes weiterhin erfolgreich geführt wurde.

 

Während des Zweiten Weltkrieges, als die Nahrung knapp wurde, war Fisch sehr beliebt und galt auch als gutes Tauschmittel. Als sich Land und Mensch vom Krieg erholt hatten, wurde die Nachfrage nach Seefischen sehr groß. Peter Paul Müller erweiterte sein Fischangebot. Die Lebensumstände hatten sich allgemein gebessert und das merkte man auch im Kaufverhalten der Kundschaft. Peter Paul Müller hatte ab den 50er Jahren außer Fisch nun auch Geflügel und Wild in seinem Verkaufswagen mit. Als er starb, führte die Witwe Hilda Müller den Handel bis 1971 weiter. Die Nebenerwerbslandwirtschaft wurde aufgegeben.

 Im gleichen Jahr noch übernahm der Sohn Werner Müller von Beruf Metzger den Betrieb. Das Verkaufssortiment wurde nach und nach den Wünschen der Kundschaft angepasst. Frische Eier, Nudeln, Maultaschen, Gewürze und Soßen erweiterten das Sortiment. Werner Müller findet man traditionsbewusst auf dem Wochenmarkt in Rastatt, aber auch in Baden-Baden auf dem Augustaplatz, auf dem Klosterplatz und auf den Märkten in Durmersheim, Gaggenau, Gernsbach, Karlsruhe-Rüppur und in Sinzheim.

 

Es gibt ihn schon lange wieder, den Fisch aus dem Rhein und er ist durchaus genießbar. Werner Müller hat zusammen mit der Fischergilde immer noch Gemeindewässer gepachtet. Was an Schleien, Karpfen, Barsch, Aalen u.a. aus dem Wörthfeldsee oder aus dem Gänsrhein geangelt wird, bringt man ihm fangfrisch zum Verkauf.

 

Seine Arbeit lässt Werner Müller nur wenig Freizeit. Wenn er die hat, zieht es ihn an das Wasser, an dem er schon immer daheim war. Dann tut er das, was er schon in früher Jugend getan hat: Die Angel in das Wasser halten, sich erholen in der schönen Natur und warten bis ihm ein Ruck an der Leine zeigt, dass ein Fisch angebissen hat.

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