Au am Rhein
Au am Rhein
Es war am 3. August 819 als im Herrenhof (im späteren Au) Hofgut an das Kloster Weißenburg übereignet wurde. Die Urkunde ist nicht mehr im Original erhalten, aber es gibt eine Abschrift davon. Wie Heinz Bischof in seinem Heimatbuch über Au am Rhein erwähnt, wird der Ort Au in einem um 860 angelegten Codex traditionem Wizenburgensum ausdrücklich erwähnt. Der Besitz wechselte noch oft. Mal waren es geistliche Herren, mal weltliche, die das Sagen hatten. Den Zehnten oder Frondienste durften die Bewohner für alle Seiten leisten.
Die Römer waren auch da und haben ihre Spuren hinterlassen. In der alten Dorfkirche war bis 1811 ein Leugenstein zu Ehren des Kaisers Elagabal (218 bis 222 n. Chr.) eingebaut. Ein Viergötterstein fand man bei der alten Kirche. Augia (das spätere Au) dürfte aber für die Römer nur Bedeutung gehabt haben als Zwischenstation bevor man den Rhein bei Seltz (Saletio) überquerte. Die Steine liefern aber den Beweis, dass eine Ansammlung von Gehöften bereits in römischer Zeit vorhanden war. Die Römerzeit brachte reges Leben und eine blühende Kultur mit sich. Aus dem Handel und Warentausch wurden Wörter übernommen wie: Kiste = cista, Münze = moneta, Wein = vinum und wir verdanken den Römern die ersten Reben und Kirschen.
In Karlsruhe in Bielefels’s Verlag entstand 1885 die Beschreibung des Großherzogtums Baden. Unter dem Ortsverzeichnis wird Au am Rhein folgendermaßen beschrieben: „Au am Rhein, Ufgau, Markgrafschaft Baden, ein sehr alter Ort mit römischen Bauresten. Der Priester Milo schenkte 830 dem Kloster Weißenburg all sein Gut in dem Dorfe Augia ultra Renum“.
Ein trauriges Kapitel der Menschen am Oberrhein ist das 17. Und 18. Jahrhundert. Die Dörfer am Rhein waren heftig umkämpftes Grenzland. Es gibt kein Dorf, das nicht mindestens einmal in Schutt und Asche gelegt wurde. Oft traf es ein Dorf auch ein zweites Mal. Was von den Häusern übrig blieb steckte als verkohlter Balken in der Erde. Die Bewohner waren mit dem Vieh und ihrer Habe in die tiefen Wälder geflüchtet. Als sie zurückkehrten war das Elend groß. Mit Fleiß und großer Energie baute man das Haus und den Stall für das Vieh wieder auf und hoffte, in Zukunft in Ruhe leben zu können.
Zu den zahlreichen Kriegen, Besetzungen der Grenze durch Truppen und Einquartierungen von Soldaten kam hinzu, dass das Leben mit dem Rhein und so nah am Rhein auch nicht ohne Gefahr war. Im Jahr 1596 ist die Rede davon, dass der Rhein einen anderen Weg gesucht hatte und die Weiden für das Vieh weggeschwemmt waren. 1782 war in der Epfenau und bei der Glockenwiese der Damm durchgebrochen. Die Gemeinde hatte aber kein Geld, da sie die Jahre zuvor für Schäden die der Rhein angerichtet hatte aufgekommen war. 1791 wurden mit 20 000 Faschinen die Dämme belegt und die Gemeindekasse ist „arg strapaziert worden“. Schultheiß Weßbecher richtet ein Schreiben an den „Durchlauchtigen Marggrav“ und bittet um Erlass von 200 fl. Auch der Ärger mit der französischen Nachbarschaft machte den Auern zu schaffen. Der Rhein hatte Auer Gelände auf die andere Seite verlegt. Große Probleme ergaben sich mit der Gemeinde Berg. Laut einem Vertrag von 1772 hatte man sich geeinigt und das Auer Wörth zwischen beiden Gemeinden aufgeteilt. Jeder sollte seinen Teil „ungestört genießen“. Die Gemeinde Berg hatte im Auer Teil Rind- und Wollvieh weiden lassen. Das wollte man sich nicht bieten lassen. 1792 kommt es zu einem Prozess der alle Instanzen durchläuft. Erst 1798 entschied man in Paris, dass die Auer Forderung berechtigt war.
1824 gab es wieder ein großes Hochwasser. Die von Tulla inzwischen begradigte Rheinführung bei Neuburgweier und Knielingen blieben davon verschont. Man hatte den Ausführungen von Oberst Tulla nicht getraut, sahen nun aber ein, dass die Pläne für ihre Dörfer nur von Nutzen waren.
Dass der Rhein nicht gänzlich gezähmt war, nahm man hin und kleinere Hochwasser wurden auch ganz schnell wieder vergessen. Doch im Januar 1955 zeigte der Fluss seine alte Wildheit. Das Badische Tagblatt berichtete am Dienstag, dem 18. Januar 1955, dass in der vorherigen Nacht ein heftiger Sturm weite Teile Süddeutschlands heimgesucht hätte. Davor hatte es zwei Tage ununterbrochen geregnet. In den Dörfern am Rhein herrschte Alarmstufe. Bei einem Pegelstand von 8,38 Metern schlug der Rhein alle Hochwasserrekorde. Ein Hochwasser mit dem gleichen katastrophalen Ausmaß hatte es zuletzt im Jahr 1817 gegeben. Das Wasser stieg unaufhörlich und für Au am Rhein wurde es am Abend des 16. Januar ganz kritisch. Mit Steinen, Sandsäcken und Faschinen wurde der Damm abgedichtet und erhöht. Wer konnte, fand sich am Damm ein und gemeinsam mit Bereitschaftspolizei und Feuerwehr versuchte man größeres Unheil abzuwenden. Gegen Mitternacht kam dann endlich die Nachricht, dass der Rhein in Straßburg gefallen sei. Als die Gefahr am Damm vorbei war, gab es immer noch das Problem mit dem Grundwasser. In der Gemarkung von Au hatten sich lauter kleine Seen durch Grundwasser gebildet und in 60 Prozent der Häuser stand das Wasser im Keller.
Die Bilanz war traurig. Das Wintergetreide war vernichtet und eingelagerte Futterrüben und Kartoffeln konnte man nur noch entsorgen. Als das Wasser weg war, blieb eine mit braunem Schlamm überzogene Landschaft zurück. Was die Bewohner einigermaßen beruhigte war der Umstand, dass man kein Menschenleben zu beklagen hatte. Alles andere konnte man wieder richten