Ottersdorf und die Goldwäscher

Gold wurde in fast allen Dörfern am Rhein gewaschen. Eine beschwerliche und nicht sehr gesunde Angelegenheit durch den stundenlangen Aufenthalt im oft kalten Wasser.

Das Gold im Rhein

 

Das Gold im Rhein faszinierte die Menschen seit ewigen Zeiten. Schon die Kelten fanden Gold im Rhein, wuschen es aus und vermischten das Gold mit Silber. Sie formten daraus kleine Münzen, die sogenannten Regenbogenschüsselchen. Sie wogen ca. 7,5 Gramm und waren mit Bildern aus der Tierwelt, meist mit Vogelköpfen oder Schlangenmotiven verziert. Der Aberglaube bezeichnete sie als Tropfen, die am Ende eines Regenbogens auf die Erde fielen. Vom Regen abgespült wurden sie oftmals auf einem frisch umgepflügten Acker gefunden. Im späteren Volksglauben galten sie als Glücksbringer bei Fallsucht und Krämpfen.

Auch die Römer entdeckten am Rhein „den Samen der Sonne“. Von dem im 1. vorchristlichen Jahrhundert in Rom lebenden griechischen Historiker Poseidonius stammt folgender Nachweis: „Im fernen Germanien führt der Rhein abgetriebene Goldteilchen mit sich. Frauen und körperlich schwache Männer streichen sie zusammen mit dem Sand ab und trennen sie von diesem. Sie waschen die Teilchen und verbringen sie in ein Gefäß, worin das Metall ausgeschmolzen wird."

 

Woher kommt das Gold im Rhein?

 

Schon der diluviale (eiszeitliche) Rhein brachte in seinen Sanden goldhaltiges Material mit sich und hat es im gesamten Strombereich abgelagert. Auch an der Rench, Kinzig, Elz, Dreisam, Murg und Nagold wurde früher Gold gewaschen. Das Wasser des Rheins wäscht Gold aus den Quarzgängen der Gebirge die er durchläuft. Die Strömung walzt das Gold zu Blättchen. Der Rheinsand besteht zum größten Teil aus Quarzkörnern in rötlicher Farbe, vermengt mit Magnet- und Titaneisen, Zirkon und Gold.  17 000 dieser Goldblättchen ergeben ein Gramm 28karätiges reines Gold. Gefunden wurde es an Stellen, an denen die Strömung ein Stück des Ufers weggerissen hatte und dabei Sand und Kies abgesetzt wurden. Der erfahrene Goldwäscher erkannte eine ergiebige Stelle am dunkleren Sand. Hier wurde dann auch die Waschbank aufgestellt.  

 

Goldgründe am Rhein lassen sich für unsere Gegend urkundlich bereits schon im Jahre 1345 nachweisen. Nicht jeder konnte so einfach auf die Jagd nach den Goldblättchen gehen. Es gab da sehr genau Vorschriften. Der badisch-französische Rheingrenzvertrag aus dem Jahre 1840 legte mit Artikel 5 fest: „Die Jagd-, Fischerei- und Goldwäschereirechte auf den Inseln und in den Gewässern des Stromes werden von dem Domänenfiskus, von den Gemeinden, den öffentlichen Anstalten oder den Privaten eines jeden Staates bis an die feste Grenze der Gemeindsgemarkungen ohne alle Rücksicht auf die Lage der Hoheitsgrenze ausgeübt“.

 

Das Reisetagebuch des kurfürstlich-pfälzischen Kanzleibeamten Michael Heberer aus dem Jahr 1625 gibt einen genaueren Einblick in den Ablauf der Goldge-winnung. Er berichtet von schräg gestellten Brettern auf die Sand geworfen wurde. „Dann wurde mit langen Schöpfern Wasser aus dem Rhein entnommen und der Sand wieder heruntergeflößt. Nur der schwerste Sand, worin Gold war, blieb an den rauhen Splittern haften. Dieses Gold wuschen sie ab, schütteten es in einen hölzernen Napf und brachten es zu ihrer Behausung. Ein Kohlenfeuer wurde angezündet und der Goldsand in einem irdenen Topf darauf angewärmt. Jetzt konnte man das Gold in kleinen Körnlein und Blättchen erkennen. Um das Gold vom Sand zu trennen, gab man Quecksilber hinzu. Das Gold verschmolz mit dem Quecksilber. Die Klumpen wurden dem Topf entnommen und geklopft bis sie hart wurden. Man gab sie in den Topf zurück, die Hitze ließ das Quecksilber verschwinden und was blieb war pures reines Rheingold“.

 

Es war ein knochenharter Job, wie ihn heute niemand mehr ausführen würde. Im Frühjahr und Herbst stundenlang im kühlen Wasser stehen und im Sommer den Körper der brennenden Sonne aussetzen. Dazu kam, dass man nie wusste, ob die Arbeit tatsächlich auch das einbrachte, um eine große Familie davon zu ernähren. Und doch, es lohnte sich. Der Goldgewinn auf badischer Seite betrug in den Jahren 1790 bis 1799 8,994 kg. Die Goldmenge stieg in den folgenden Jahren stetig an und erreichte von 1830 bis 1839 mit 83,994 kg den Höchststand. Ab 1860 wurden die Erträge niedriger. Die Rheinkorrektion verhinderte die Anlegung neuer Goldgründe. Die gefundenen Mengen waren so gering, dass die Gold-

wäscherei aufgegeben wurde.

 

Wenn wir wissen wollen, wo in unserer Heimat Gold gewaschen wurde, genügt ein Blick auf eine Karte mit Angabe der Namen alter Gewanne.  Die „Goldgrube“ liegt in Hügelsheim am Fuß des alten Hochgestades unterhalb des Dorfes. Die benachbarte Gemeinde Iffezheim hat eine „Goldbrücke“. In jedem Dorf des Rheines entlang lässt sich die Goldwäscherei nachweisen. Was heute noch bleibt, sind Dichtung und Sagen um den Glanz des Rheingoldes.

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