Greffern bei Rheinkilometer 321

Greffern in einer Ansicht von 1940

Im Jahr 1284 wurde die Ansiedlung erstmals urkundlich bezeugt. 1299 nannte man den Ort „Greffere“. Doch es gibt auch Funde aus der Bronze- und Römerzeit. Die Menschen der Bronzezeit waren Meister ihres Handwerks. Aus Kupfer und Zinn entstand ein Material das sich beliebig formen ließ. Werkzeuge für den täglichen Gebrauch wurden daraus hergestellt. Die Frauen der höheren Schicht trugen Armspangen, Haarnadeln, Gewandfibeln und Fußringe als Statussymbol. Das Bronzelappenbeil aus einer Kiesgrube bei Greffern stammt aus dieser Zeit. Aus der Römerzeit wurden Teile eines Grabaltares gefunden. Vermutlich sind diese „Zeugen der Vergangenheit“ bei einer Fahrt auf dem unberechenbaren Rhein über Bord gegangen. Eine feste Ansiedlung in Form von Langhäusern oder Pfahlbauten in der Nähe von Greffern ist bisher nicht nachgewiesen. Auch Reste einer Villa rustica dem Gutshaus der Römer hat man noch nicht gefunden.  

 

Umweit der klostereigenen Fähre hatten sich Fährleute eine Unterkunft gebaut. Wo eine Fähre ist wird Handel betrieben, also ließen sich an dieser Stelle Kaufleute nieder. Bauern und Handwerker kamen hinzu und eine kleine Ansiedlung entstand. Der ursprüngliche Gründungsplatz des Dorfes liegt weiter westlich am „großen Fischergrund“ und das Gewann „Kirchhöfel“ ist der älteste Siedlungshinweis für das ursprüngliche Dorf. Auch hier war es der Rhein der die Menschen mehrfach zwang, sich nach einem weiter landeinwärts gelegenen Siedlungsplatz umzusehen. Zeitweise – wie bei den Dörfern im Ried – lag Greffern nach einem größeren Hochwasser und Bildung neuer Rheinschlingen sogar auf der linken Seite des Flusses.

 

Abt Gallus vom Kloster Schwarzach, ein Augenzeuge jener Zeit, hat in seinen Tagebüchern festgehalten welches Elend der unberechenbare Fluss über die Menschen brachte: „1651 am 11. Januar begann der Ausbruch des Rheins. Am 16. konnte man mit Nachen nach Stollhofen und Baden fahren. 1660 Hochwasser in dem Rhein. Große Gefahr für Greffern. 1670, Sonntag, den 5. Januar. Der ganze Rhein ist gefroren zu Gräfferen, Ifizheim, daß die Leute hinübergehen konnten. 1673 ist die Ulmer und Gräfferer Au völlig unter Wasser, von den unteren Feldern strömt das Wasser, daß etliche Bürger aus den Häusern flüchten.“ Bis ins Jahr 1882 gab es über 40 weitere Hoch-

wasser mit mehr oder minder großen Schäden.

 

Das Jahr 1882 war dann sehr heftig. Im September 1882 wurden bereits zahlreiche Ackerstücke überschwemmt. Totalschäden gab es besonders an den Hackfrüchten. Nach den Weihnachtsfeiertagen wurde es dann wirklich bedenklich. Auf einer Länge von ca. 100 Metern brach der Schutzdamm und das Wasser ergoss sich gegen das Dorf vor den zweiten Schutzdamm. Alles was Beine hatte aus Greffern und Umgebung eilte herbei, um das Schlimms-

te abzuwehren. Mit Aufschüttung von Erdmaterial konnte der zweite Damm gehalten werden. Durch Druckwasser waren 18 Gebäude teils schwer be-

schädigt. Ein Unterstützungskomitee wurde gebildet. Spenden in Form von Hosen, Strümpfen, Hemden, Halstüchern und andere Kleidungsstücke wurden verteilt. Mehl, Bohnen, Erbsen, Welschkorn, Reis und Kaffee spen-

dete die vom Hochwasser verschonte Bevölkerung. Auch im Frühjahr hatte man die Menschen nicht vergessen. Rechtzeitig zur Frühjahrsbestellung der Felder trafen in Greffern Hafer, Gerste und Saatkartoffeln ein. Zum Schutz des Geländes vor dem Hauptrheindamm wurde ab den Lichtenauer „Hasenköpfe“ bis an die Gemarkungsgrenze von Greffern ein neuer Rheindamm angelegt. Auch der Damm Helmlingen-Greffern wurde im Jahr 1895 verstärkt und die letzten Schäden des Hochwassers von 1892 beseitigt.

 

Handel und Händel am Oberrhein

Fischerei, Goldwäscherei, etwas Landwirtschaft und natürlich der Transport von Waren auf dem Rhein waren die Hauptnahrungsquellen im Dorf. Es gab lebhaften Fährverkehr nach den auf der anderen Rheinseite gelegenen klösterlichen Besitzungen. Dort wuchsen die köstlichen Trauben und den Wein davon hatte man gerne greifbar im Klosterkeller. Im Jahr 1331 wurde den Schiffsleuten zu Greffern bestätigt, dass sie das Recht hatten Wein, Früchte, und Fische nach Straßburg zu transportieren. Doch die Konkurrenz war nicht weit weg. Die Hügelsheimer Schiffer besaßen sogar eine Ladstattgerechtigkeit die zurückging auf einen kaiserlichen Rechtsbrief an den Markgrafen von Baden. Alles Handelsgut musste hier die herrschaftliche Waage passieren. Das Hügelsheimer Marktschiff hatte das Recht jeden Donnerstag von 10.00 Uhr bis zum folgenden Freitag um 10.00 Uhr in Straßburg Waren einzuladen und nach Hügelsheim zu bringen.

 

Kaum eine Wegstunde oberhalb Greffern gab es „das Fahr zu Grauelsbaum“ und die lichtenbergische Rheinzollstätte. Heinrich der IV, der Jüngere, von Lichtenberg schloss am 6. Oktober 1369 mit der Stadt Straßburg einen Vertrag über Geleit und Zoll von Kaufmannswaren im Amt Lichtenau. Zahlreiche Schiffer auf so engem Raum. Das musste Probleme geben. Die Hügelsheimer Schiffer verlangten, dass zuerst ihr Marktschiff beladen wurde, bevor andere Schiffer zum Zug kommen sollten. Den Markgrafen hatten sie auf ihrer Seite. Es hieß: „Wer zwischen Straßburg und Hügelsheimb etwas ahn Kaufmannsgueter einladen und zue Tal verführen würde, der solle nicht allein ahn Hab und Guett, sondern auch am Leib gestraft werden.“ Die Grauelsbaumer Schiffer beschwerten sich bei ihrer lichtenbergischen Herrschaft und die Grefferner beim Abt. Die Konkurrenz war groß und man arbeitete mit allen Mitteln. 1719 beschlagnahmten die Hügelsheimer Schiffer ein Schiff aus Greffern das auf der Rückreise von Frankfurt war. Es wurden Waren einbehalten und Geldstrafen verhängt. Der lichtenbergische Zoller saß am Fahr zu Grauelsbaum und wartete auf Schiffe, um den Zoll auf die mitgeführten Waren zu erheben. So mancher Ballen Tuch, Salz oder getrocknete Fische wurden unbehelligt auf einem der zahlreichen Seitenarme des Rheins und unter Umgehung der Zollstätte nach Straßburg oder in die andere Richtung transportiert.

 

Über Jahrzehnte hinweg dauerte dieser Kampf unter den Schiffern. Auch ein Bittgesuch im Jahr 1722 der Grefferner Schiffer an die Markgräfin Augusta Sibylla brachte keinen Erfolg. Der immer wieder aufkeimende Streit wurde erst im Jahr 1808 beigelegt. Jedes Schifferdorf erhielt die Genehmigung und das gleiche Recht: „Alle Thalgüter von Rastatt, Baden, Bühl, Steinbach und dortiger Gegend zu verladen.“ So berichtet Adolf Hirth in seinem II. Teil des Heimatbuches von Greffern.

 

Die Schifffahrt blieb über zahlreiche weitere Generationen hinweg in Greffern fest verankert. Im Jahr 1958 waren es noch 87 Personen die als Schiffsführer und Matrosen für Reedereien in Basel und Straßburg Waren transportierten. Darunter befand sich auch ein weiblicher Matrose. Schon lange haben sich die Schiffer nach einer weniger beschwerlichen Arbeit mit garantiertem Wochenende umgesehen. In dem hübschen Rheindorf mit Hafen sicher gelegen hinter den Hochwasserdämmen ist man stolz auf die Vergangenheit und zeigt es auch. In zahlreichen hübsch anzusehenden Vorgärten stehen Fahnenmasten mit bunten Wimpeln die darauf hinweisen, dass hier die Tradition der Rheinschifffahrt gepflegt wurde.

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