Dorfgeschichten entlang des Rheins

Rheinverlauf um 1670

Menschen bauten ihre Behausungen immer in die Nähe von Flüssen und Bächen, ganz einfach weil sie das Wasser brauchten. Für sich selbst, für das Vieh und für die Bodenbewirtschaftung.

 

Wie die Geschichten der Dörfer am Rhein zeigen werden, war der Fluss ge-

fährlich und bedrohte die Menschen immer wieder. Launisch verlegte er seine zahlreichen Wasserschlingen, bildete kleine Inseln und Seen. Er kam dem Dorf bedrohlich nahe, oder nahm den Menschen manchmal ganze Äcker weg. Häuser mussten oft versetzt werden, oder ganze Dörfer aufgegeben und umgesiedelt werden.

 

Das Klima am Rhein barg auch Gefahren für die Gesundheit von Mensch und Tier. Nach einem Hochwasser standen die Behausungen oftmals tagelang unter Wasser. War das Wasser dann abgezogen, so war es im Wohnraum extrem feucht. Es wurde versucht, die Stube auszuräuchern, um sie wieder bewohnbar zu machen. Krankheiten waren keine Seltenheit. Cholera, Malaria und die Pest dezimierten die Bevölkerung eines Dorfes oftmals um die Hälfte der Bewohner.  Das Klima am Rhein hatte einen schlechten Ruf.

 

Und doch gaben die Menschen nicht auf. Man lebte am und mit dem Rhein. Der große Fluss bot trotz seiner vielen Gefahren die Möglichkeit des Handels, des Warentausches. Welch Mühe, wenn das Schiff an manchen Stellen getriftet werden musste, d.h. an langen Seilen von Menschenhand am Ufer den Fluss hinauf gezogen werden musste. Und doch gab es regelmäßig verkehrende Marktschiffe von Hügelsheim aus nach Straßburg und wieder zurück. Stoffe, Haushaltswaren, Dinge des täglichen Gebrauchs, Fische, Wein und landwirtschaftliche Erzeugnisse wurden auf dem Rhein transportiert und gelangten so auf die Märkte zum Verkauf. Für die Menschen der damaligen Zeit eine Bereicherung.

 

Das Handwerk war hier am Rhein zu Hause. Von den Pappeln am Rhein wurden Holzschuhe angefertigt. Die trugen damals Groß und Klein und das "Klag-klag" der Schuhe waren in jedem Dorf zu hören. Andere bauten Druborde, das bei den Fischern so beliebte Boot, das ihn sicher durch die Altrheinarme brachte. Tabak wurde angebaut und nach der Ernte aufgefädelt und im Tabakschopf zum Trocknen aufgehängt. Aus den Weiden, die am Rhein wuchsen, wurden Körbe geflochten und auf den Märkten verkauft. Auch die Fischer trugen ihren Fang auf den Markt. Landwirtschaft wurde betrieben, denn die meisten Familien hatten fünf und mehr Kinder. Studieren wir alte Karten, so stellt man fest, dass viele Gewannamen mit der Bezeichnung "gold" anfangen oder enden. Hier am Rhein wurde in zahlreichen Dörfern Gold gewaschen. Reich ist niemand davon geworden, aber die kleinen Goldflitter haben zum Überleben beigetragen.

 

Wenn wir heute durch die Rheindörfer fahren, was sehen wir? Häuser mit gepflegten Vorgärten. Der Dorfmittelpunkt ist immer noch bei der Kirche und beim Rathaus. Gepflegte Plätze sind mittlerweile daraus geworden. Darauf wird Wert gelegt, wie der vorhandene Blumenschmuck verrät.

 

Das Leben der Menschen am Rhein hat sich verändert. Landwirtschaft, so wie sie früher notwendig war, die gibt es nicht mehr. Diese wurde mit der zunehmenden Industrialisierung nach und nach aufgegeben. Man hat vielleicht noch einen kleinen Garten mit ein paar Tomatenstecken, ein paar Beerensträucher und ein kleines Kräutergärtchen. Auch hier sind es Blumen, die den Garten verschönern sollen. Größere Landwirtschaft wird im Landkreis Rastatt zwar noch betrieben, jedoch hat man sich auf den Anbau ganz spezieller Erzeugnisse spezialisiert. Während der eine Hof Spargel und verschiedene Beerensorten anbietet, gibt es auf einem anderen Hof Tomaten, Zucchini, verschiedene Salatsorten, Gurken oder Kartoffeln. Fast jeder dieser Höfe hat mittlerweile einen Hofladen und mancher sogar die Möglichkeit Gäste mit kleinen Gerichten zu überraschen. Hier auf meiner Seite werde ich unter Ausflugsziele die Höfe vorstellen.

 

Und der Rhein? Nach den Plänen Tullas hat man ihn von 1817 bis 1880 in andere Bahnen gelenkt. Neuer Siedlungsraum wurde geschaffen und die sumpfige Ebene in fruchtbares Ackerland verwandelt. Man hat dadurch aber dem Rhein seine natürlichen Überflutungsmöglichkeiten genommen. Dass das nicht "die Lösung" war, musste man mittlerweile bereits einige Male schmerzvoll erkennen. Man schützt die Auenwälder wie eine Kostbarkeit, was sie ja auch sind. Es ist das Reich von Eisvogel, Pirol, Graureiher, Kormoran, Grasfrosch und Gelbbauchunke, Ringelnatter und Prachtlibelle. Alrtheinarme mit kristallklarem Wasser und von Quellen gespeiste Giesen. In den Wiesen hinter den Dämmen sind zahlreiche Wiesenblumen anzutreffen. Es ist eine Landschaft mit großem Erholungswert, die der Mensche heute auch braucht. Nur ein Bruchteil dieser einstigen "wilden" Landschaft ist noch erhalten.

 

Das "Integrierte Rheinprogramm" trifft Maßnahmen, die Elemente der Scha-

densvorsorge und der Schadensvermeidung in den Vordergrund stellt. Hoch-

wasserschutz und Naturschutzziele sollen gleichermaßen verwirklicht werden. Das Ziel des Programms ist die Hochwassergefahr abzumildern und gleichzeitig verbesserte ökologische Bedingungen zu schaffen. Dazu gehört auch die Er-

haltung und Regeneration auetypischer Systeme, in die Hochwasser einlaufen kann und von dort langsam abläuft, ohne größeren Schaden anzurichten. Natur-

nahe Überflutungsauen sind am besten geeignet, hohe Wasserabflüsse zu verzögern.

 

Viele Fehler sind gemacht worden, die man heute endlich erkannt hat und jetzt mit dem "Integrierten Rheinprogramm" angeht. Hochwasserschutz ja, aber nur in Verbindung mit Naturschutz, das ist der richtige Weg für die Zukunft.

 

Der Hochwasserschutz am Rhein wird immer ein wichtiges Thema bleiben.

Aktuelles

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"Tribunal Général"

Das Buch zu den Rastatter Kriegsgerichts- Prozessen von 1946 bis 1950

Autorin:  Eva-Maria Eberle

Verlag:  Klöpfer, Ottersweier

 

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Unterwegs auf historischen Spuren Band I

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