Greffern und Rheinfähre Drusi

Zahlreiche Autofahrer und Radfahrer nutzen diese Verbindung zur anderen Seite.

Die Fähre bei Rheinkilometer 321 gelegen verbindet Greffern mit dem elsässischen Drusenheim. Anstelle des Ortes Drusenheim soll früher ein römisches Kastell gelegen haben das nach Nero Claudio Drusus (römischer Politiker und Heerführer) benannt wurde. Wenn dies der Fall war, so musste der Nachschub an Dingen des täglichen Gebrauchs auf dem Flussweg erfolgt sein. Die Gegend um den Rhein war Wildnis und zu Fuß so gut wie nicht passierbar. Gut möglich, dass auch römische Patrouillenschiffe hier am Oberrhein auf Spähfahrt waren und germanische Lager ausfindig machen wollten. Die Römer waren gute Schiffsbauer. Die Boote waren stabil und besaßen ein strömungsgünstiges Design. Die Germanen lagen hinter dieser Entwicklung weit zurück. Sie besaßen nur einfache Holzflöße oder Einbäume. Ein meist aus einem Stamm Eichenholz gefertigtes einfaches Holzboot. Eine Fähre über den Rhein nach Drusenheim zu römischer Zeit wird vermutet, ist aber nicht nachgewiesen.  

 

Sie hat eine wechselvolle Geschichte „das fare zu Grefere an dem Rine“. Da waren die zahlreichen linksrheinischen Besitzungen des Klosters Schwarzach und zum Kloster gehörte der kleine verkehrsgünstig gelegene Ort Greffern. Es lag also nahe, genau hier eine Fähre zu unterhalten. Die meisten Bürger aus Greffern waren Schiffer oder Fischer. Sie kannten den Strom mit seinen zahlreichen Wasserschlingen und Inseln und wussten genau wo man am geschicktesten die andere Seite erreicht.

 

Mit der Zeit entwickelte sich hier ein lebhafter Fährverkehr. Konkurrenz entstand mit der Gründung von Lichtenau um das Jahr 1300 herum und der Einrichtung einer Fähre in Grauelsbaum. Es dauerte nicht lange und die Betreiber beider Fähren stritten um die Rechte des Übersetzens von Personen und den Transport von Waren. Ein gewisser Ludemann IV aus dem Geschlecht der Lichtenberger tat sich da besonders als Raubritter hervor. Er kaperte im Jahr 1395 ein Schiff aus Brügge und plünderte es aus. Von 1405 bis 1417 belegte er die klösterlichen Waren mit Abgaben und überfiel auch mehrfach das klösterliche Gebiet. Der Abt von Schwarzach beschwerte sich zwar bei Markgraf Bernhard von Baden. Doch ohne großen Erfolg. Dessen Tochter Anna war mit Ludemann IV verheiratet und somit stand der Schwiegersohn unter dem besonderen Schutz des Markgrafen.

 

Nach dem Dreißigjähren Krieg nahm der Fährbetrieb in Greffern einen großen Aufschwung und schon wieder ging beim Abt von Schwarzach eine Klage der Grauelsbaumer Fährleute ein. 1669 verfügte das Klosteramt, dass die Grefferner Fährleute sich „des überführens reisender leut und Gütern fürohin mäßigen sollen.“ Der Streit nahm kein Ende. 1803 mit Aufhebung des Klosters fiel die Fähre an das Großherzogtum Baden und wurde von der Regierung an die Gemeinde verpachtet. 1816 wurde durch eine Verordnung der Fährbetrieb zwischen Greffern und Drusenheim eingestellt. Die Regierung wollte der Fähre Grauelsbaum den Vorzug geben. Mit dieser Entscheidung war nun Drusenheim nicht einverstanden und beförderte weiterhin Fahrgäste und setzte sie auf der anderen Seite umweit von Greffern ab. Nach fast acht Jahren kam man zur Einsicht und am 1.Januar 1824 wurde der Fährbetrieb zwischen Greffern und Drusenheim wieder gestattet.

 

1825 gab es an der Fähre ein kleines Häuschen, in dem sich Reisende bis zur Abfahrt aufhalten konnte. So richtig glücklich waren die Fährleute von Greffern nicht. Mal war es ein Eisgang der den Nachen zerschmetterte oder der zu niedere Wasserstand erschwerte die Überfahrt. Die Zeit der Überfahrt mit einer „Nähe“ oder mit Dreiborden fand ein Ende.

 

Der 8. August 1875 wurde für Greffern und Drusenheim zum Volksfest. Tausende von Menschen versammelten sich an beiden Rheinufern anlässlich der festlichen Einweihung der neuen Schiffsbrücke. Über Pontons gelangte man zum Talweg des Flusses und von dort mit der Gierfähre (Seilfähre) auf die andere Seite. Die Musikkapelle des 3. Badischen Infanterieregiments marschierte ihren elsässischen Kollegen entgegen. In der Mitte der Rheinbrücke traf man sich “wo eine herzliche Begrüßung stattfand und mancherlei Ansprachen gehalten wurden.“ Für die Ehrengäste gab es ein „Gabelfrühstück“, aber auch für das leibliche Wohl des Volkes war gesorgt. Eine Flasche Affentaler Wein wurde für 1,80 Mark angeboten und die „moderaten Preise“ sollen für gute Stimmung gesorgt haben. Lange wurde die 250 m lange, aus 35 Schwimm- und 2 Landpontons bestehende Brücke von der Urgewalt des Rheines nicht verschont. 1876 durchbrach das Hochwasser den Rheindamm und trieb acht der Pontons ab.

 

Einen großen Einschnitt für den Fährverkehr brachte der Krieg 1914 – 1918. Deutschland ging als Verlierer hervor. Im Versailler Friedensvertrag vom 10.01.1920 wurde die Auslieferung der Schiffsbrücken an Frankreich verlangt. Der eingeschränkte Fährbetrieb fand mit dem Zweiten Weltkrieg wiederum sein Ende. Einige Jahre nach Kriegsende 1954 machte Landrat Trippel einen ersten Vorstoß in Richtung Wiedereröffnung der Fähr-

verbindung. Am 9. September 1961 war es dann soweit. Die Verbindung zwischen Greffern und Drusenheim gab es wieder. Von Greffern aus führte eine 140 m lange Pontonbrücke zur Gierfähre, die über die letzten 100 m zum französischen Ufer hin- und herpendelte. Ältere Bewohner von Greffern erinnern sich noch an die Polizeiverordnung in der es hieß, „Stiere müssen am Zügel oder am Nasenring geführt oder mit Stricken an den Füßen und den Hörnern gebunden, von Hütern begleitet sein“ und „Personen in betrunkenem Zustand haben keinen Zutritt zur Fähre.“

 

Stiere und Hopfenstangen werden schon lange nicht mehr auf die andere Seite transportiert. Bohlenbrücke und Pontons gehören auch der Vergangenheit an. Die Motorfähre Drusus bringt seit 1977 Pendler und Touristen in knapp drei Minuten sicher von einem Ufer zum anderen. Was zunimmt sind Fahrradtouristen, die auf ihrem Streckenplan auch das ein oder andere Dorf im Elsass mit Sehenswürdigkeiten besuchen wollen. Man kann unbeschwert die Uferseiten wechseln und findet auf beiden Seiten am Oberrhein kleine sympathische Dörfer mit alten Fachwerkhäusern. „Hiwwe un Driwwe“  leuchten die Geranien im gleichen Rot und alte Wirtshausschilder weisen den Weg zur gemütlichen Einkehr.

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