Iffezheim

Iffezheim. Ansicht des Rennplatzes um 1950.

Iffezheim – auf dem Weg zur Pferdesport-Metropole

 

Um Christi Geburt besetzten die Römer das linke Rheinufer und blickten verächtlich auf die andere Seite auf der sie nur „gallisches Gesindel“ vermuteten. Unter ihrem Einfluss entstanden Städte wie Straßburg und Mainz. Sie bauten eine Heerstraße, die in gewissen Abständen mit Kastellen versehen wurde. Germanien im Ganzen zu erobern gelang ihnen nie, aber sie trauten sich dann doch auf die andere Seite des Flusses. Hier entdeckten sie heiße Quellen und bauten 70. n. Chr. eine Stadt, die sie Aquae (Baden-Baden) nannten. Entlang der Vorbergzone legten sie eine Straße an die nach Mainz führte. Eine zweite Straße entstand in der Nähe des Rheins. Von Sandweier nach Hügelsheim gab es einen Verbindungsweg zwischen der Bergstraße und der Straße am Rhein. Unter allen Funden der Frühzeit gibt es ein herausragendes Teil das wunderbar zur Renngeschichte von Iffezheim passt. 1963 wurde auf dem neuen Zufahrtsweg zur Kiesabbauanlage der Firma Kern im „Gottfriede-Loch“ eine Reiterstatuette aus Bronze gefunden. Der Reiter trägt einen Helm mit Federbusch. Schild und Lanze fehlten und man vermutet, dass er bei einer Fahrt über den Rhein von Bord gefallen ist.

 

Urkundlich bezeugt wurde Iffezheim im Jahr 1225 mit dem Dorfnamen Uffisheim. Bedeutende Grundherren im Ort waren die Markgrafen von Baden. Ihnen gehörten große Höfe beim Ort sowie die örtliche Mühle. Eine markgräfliche Fähre nach Beinheim wird bereits für das Jahr 1341 erwähnt.  Nach dem Dreißigjährigen Krieg war die Einwohnerzahl stark reduziert. In rund 46 Hofstätten im Ort wohnten noch etwas mehr als 200 Menschen. Wie in anderen Orten am Rhein lebte man hier vom Ackerbau, dem Fischfang der Goldwäscherei und in ständiger Angst vor dem Fluss und seinen bedrohlichen Wassermassen. Über Jahre hinweg wurde versucht, den Fluss mit Dämmen und Faschinen unter Kontrolle zu bringen. Hatte man die Gefahr an einer Stelle beseitigt, tauchte sie an einer anderen Stelle wieder auf. 1780 wurde aufgrund der ungünstigen Rheinströmung die Fähre an das heute noch bekannte Fahreck verlegt. 1860 erwarb die Gemeinde das Überfahrtsrecht über den Rhein und erstellte bis 1868 eine fliegende Brücke mit 300 Zentner Traglast. 1870 wurde der Betrieb eingestellt. Das Drahtseil wurde gekappt. Der Deutsch-Französische Krieg war ausgebrochen. 1871 wurde die Fähre an die Großherzogliche Wasser- und Straßenverwaltung übergeben. Ein Floß, das die Fähre im Jahr 1874 beschädigte, sorgte für die Einstellung des Fährbetriebs von Iffezheim auf die andere Rheinseite.

 

Die Pferderennbahn von Iffezheim

Sie ist dem Spielbankpächter Edouard Bénazet zu verdanken. Er hatte bereits in Baden-Baden viel investiert und damit erreicht, dass die Stadt der angesagte Treffpunkt der feinen Gesellschaft wurde. Die Spielbank lief gut. Er hätte eigentlich zufrieden sein können, wenn da nicht eine Illusion gewesen wäre, die ihm keine Ruhe ließ. Er wusste von den Pferderennen im englischen Ascot in der Grafschaft Berkshire südlich von Windsor. Er war sich ganz sicher, dass das für Baden-

Baden eine weitere Attraktion wäre und noch mehr Gäste in die Stadt bringen würde. In der Stadt selbst war kein Platz für die Größe einer Pferderennbahn. Man begab sich in die umliegenden Dörfer immer den Blick darauf gerichtet, dass die Rennbahn von Baden-Baden aus gut erreichbar war. In Iffezheim auf dem Hochgestade wurde man schließlich fündig. Ein Wiesengelände das als Viehweide gedient hatte, teilweise überwuchert war, erschien von der Größe und der Lage her als brauchbar für eine Pferderennbahn. Der Gemeinderat hatte keine Einwände, versprach er sich doch für die Gemeindekasse Einnahmen und ansonsten eine Bereicherung für den Ort. In kürzester Zeit entstanden auf dem vorgesehenen Platz eine Rennbahn, ein Fürstenpavillon, eine Tribüne für geladene Gäste  und eine große Tribüne für das sonstige Publikum.

 

Vor der Eröffnung der Rennbahn als man die Flachrennen ausschrieb gab es eine schwierige Frage: Woher ein geeignetes deutsches Zuchtpferd nehmen? Selbst für den „Prix de la Confèderation Germanique“ gingen keine Nennungen ein, weil es einfach noch an deutschen Zuchtpferden fehlte. Mit dem „Preis vom Schloss Favorite“ wurde am Sonntag, dem 5. September 1858 die Rennbahn eröffnet. Ganz ohne deutsche Beteiligung ging diese Veranstaltung dann doch nicht aus. Das Hürden- und Jagdrennen wurde aus deutschen Offizierskreisen bestritten und ging in die Geschichte als das „Alte Badener Jagdrennen“ ein. Die meisten Preise gingen damals an die großen französischen Ställe, die mit ihren besten Pferden in Iffezheim an den Start gegangen waren. Eduourd Bénazet, auch „le roi de Bade“ genannt, hatte insgesamt 50 000 frs. an Preisen gestiftet. Eine besondere Auszeichnung war der vom Großherzog gestiftete Goldpokal.

Bénazets Pläne gingen auf. Iffezheim wurde zum attraktiven Treffpunkt für den Adel, der gehobenen Gesellschaft, aber auch Menschen mit kleinem Geldbeutel.

 

Im damals noch ländlich strukturierten Iffezheim staunte man nicht schlecht. Es war schon eine illustre Gesellschaft, die sich Jahr für Jahr Ende August Anfang September zu den Renntagen in Iffezheim einfand. Prächtige Kutschen zogen durch das Dorf zur Rennbahn hinaus. König Wilhelm von Preußen kam in einem Wagen mit Trakehner-Bespannung. Es folgte der Großherzog mit Lakaien und prächtig herausgeputzten Fanfarenbläsern. Die Landauer waren besetzt mit Damen in eleganten Roben und Offizieren in bunten Uniformen. Der perfekte Gentleman trug selbstverständlich auf dem Kopf einen Canotier oder auch Kreissäge genannt. Das war ein aus Stroh geflochtener Hut mit schwarzem Hutband. Die Damen zeigten sich im eleganten Kleid oder Rock und feiner Spitzenbluse. Zur weiteren Ausstattung gehörte ein übergroßer Hut, gerne auch mit Federn oder man hatte einen kleiner weißen Schirm und hielt damit die Sonnenstrahlen ab. Helle Haut galt als vornehm. An gebräunter Haut erkannte man die Landfrau die auf dem Acker arbeitete.

 

1870/71 kam durch den Deutsch-Französischen Krieg erst einmal das Aus für den Rennbetrieb. Der Pariser Jockey-Club wollte von den Rennen in Iffezheim nichts mehr wissen. Aus Menschen mit einer gemeinsamen Leidenschaft waren plötzlich Feinde geworden. 1872 wurde der Internationale Club gegründet der fortan für die Rennen verantwortlich zeichnete. Der nächste Stillstand fand 1914 statt mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Sieben Jahre lang lag die Rennbahn verlassen da. 1921 wurde der Rennbetrieb wieder aufgenommen und 1924 standen auch wieder ausländische Pferdebesitzer auf dem Programm. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurden 1940 die Rennen abgesagt und für die nächsten Jahre tat sich auf der Rennbahn nichts mehr. Im Jahr 1949 hob das französische Militär die Beschlagnahme der Rennbahn auf. 1951 fand nach 10 Jahren auf der Rennbahn wieder eine „Große Woche“ statt. 1972 erweiterte man das Programm und führte das Frühjahrs-Meeting ein.

 

Seit 2010 liegt das Schicksal der Rennbahn in der Hand der Baden Racing GmbH mit seinem Präsidenten Dr. Andreas Jacobs. An 14 Tagen verteilt auf drei Meetings finden Rennen statt und das Gesamtpreisgeld bewegt sich in der Höhe von rd. 3 Millionen Euro. Mit dem Ergebnis aus dem Jahr 2010 war man sehr zufrieden. Man kann mit Stolz behaupten, dass Iffezheim eines der größten Turf-Sport-Zentren in Deutschland ist.

 

Eine Gewohnheit hat sich über die ganzen Jahrzehnte erhalten. Das sind die Hüte der Damen. Einfach nur elegant ist langweilig. Nein, man trägt auch schon mal aus Stoff nachgeformtes Gemüse auf dem Kopf. So ein Hut muss außerge-

wöhnlich sein, vielleicht auch etwas verrückt. Nach der Eleganz, Kraft und Schnelligkeit der Pferde ein weiterer Hingucker.

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