Der Michelbacher Rundweg (10-km-Variante)

Auch hier am Hirtenhaus kommen wir vorbei.

Bei der Anfahrt auf der L614 nach Michelbach grüßt von weitem der Kirchturm von St. Michael. Der Turm aus dem Spätmittelalter mit seinen Schießscharten weist auf die ursprünglich wehrhafte Funktion hin. Die Kirche wurde mehrmals um-

gebaut, wobei der markgräfliche Hofbaumeister Franz Ignaz Krohmer (1714 – 1789) auch seine Spuren hinterlassen hat.

 

Beim Lindenplatz, dem attraktiven Dorfmittelpunkt, besteht Parkmöglichkeit. Hier gibt es auch den ersten Hinweis auf den Michelbacher Rundweg. Über die Siedlungsstraße gelangt man in Richtung Wiesentalhalle. Hinweistafel Nr. 3 berichtet vom einstigen Leben in Michelbach. Den Lebensunterhalt verdiente man sich früher durch Waldarbeit, mit Weinbau, oder in den Steinbrüchen. Daneben wurde noch Kleinlandwirtschaft betrieben. Der kurze heftige Anstieg ist gleich  wieder vergessen, wenn man den traumhaften Rundblick auf Mahlberg, Bernstein, den kleinen und großen Staufenberg (Merkur) bis zur Badener Höhe genießt. Kurz nach dem Sportplatz biegen wir rechts ab in den Wald und es geht wieder hinunter in das Dorf. Wir kommen am Naturfreundehaus vorbei in die Schlossgasse.

 

Am ältesten Dorfweg, der Schlossgasse, werden wir auf Tafel Nr. 7 über das Fachwerk in Michelbach informiert. Die meisten der Häuser stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Beim Fachwerk wurde auf Zierelemente verzichtet. Die Häuser wurden nützlich gestaltet, sie dienten als bäuerliche Unterkunft, mussten Großfamilien Platz bieten und das Vieh brauchte einen Stall. Das Bauholz hatte man vor Ort und die Gefache wurden mit Lehm  (eine Lehmgrube war im Ort vorhanden), Spreu und geflochtenen Ästen ausgefüllt. Im Winter war es in den Häusern warm und im Sommer angenehm kühl.

 

Und wieder geht es aufwärts. Die nächste Station ist das Schlossköpfel. Zum Schlossköpfel müssen wir einen kurzen Stich hinaufgehen und dann später wieder zurück auf den eigentlichen Weg.  Im 11. Jahrhundert erbaute der Adlige Werinhardus eine Burg und eignete sich Land an. Kaiser Heinrich III. bestand auf einem Abbruch, der auch erfolgt ist. Nach dem Tod Heinrich III. bauten die Söhne Werinhardus, Eberhardus und Cuno die Burg wieder auf. Wer hier oben steht und diese traumhafte Rundumsicht genießt, wundert sich nicht, dass hier mal eine Burg gestanden hat. Voraussetzung für den Burgenbau war immer eine gute Aussicht, also den Feind rechtzeitig zu entdecken und die Burg so auf eine Anhöhe zu setzen, dass sie schwer erreichbar und nicht eingenommen werden konnte. Bei Sondierungsgrabungen 1992 ist man auf Mauerwerk gestoßen und hat damit bewiesen, dass es diese Burg wirklich gegeben hat.

 

Wir laufen diesen kleinen Stich vom Schlossköpfel zu unserem eigentlichen Weg zurück. Fast ebenerdig erreichen wir nach kurzer Zeit die L613, die nach Moosbronn führt. Die Straße wird überquert, um auf der anderen Seite über einen kleinen Anstieg durch Wiesen die Tafel mit der Beschreibung zur Badischen Revolution zu erreichen. Auch Michelbach hatte seine Revolutionäre, die beim Sportplatz ihr Versteck hatten. „Nur im Schutz von 36 Thronen kann die deutsche Republik gedeihen. Drum Brüder, stürzt sie ohne Schonung setzet Gut und Blut mal Leben ein. Für die Republik zu sterben ist ein Los, herb und groß, ist das Ziel unseres Muts!“. Dieses Lied schweißte die Mannen zusammen und machte Mut zu neuen Taten.

 

Selbst eine damals einsam gelegene Talgemeinde wie Michelbach blieb von der Pest nicht verschont, wie das 1684 aufgerichtete Pestkreuz berichtet. Die Pest hat damals furchtbar gewütet und viele Dörfer auf nur noch wenige Einwohner dezimiert. Auf dem „Neuen Berg-Weg“ bietet sich dem Auge wieder ein grandioser Rundumblick. Das ist es, was wir so genießen, wir haben immer wieder traumhafte Ausblicke auf Michelbach und auf die Umgebung.

 

Ab der Station 13 erfahren wir wieder etwas mehr über das frühere Leben der Menschen hier in Michelbach. Die Weidetierhaltung war in jedem Dorf eine wichtige Sache. Auch Michelbach hatte einst einen Sauhirten, der tagsüber seine Herde an den Waldrand führte wegen den Eichelfrüchten. Oft lagen sich die Viehhirten in den Haaren wegen der Weideplätze. Michelbach hatte einen Feldschützen, es gab Jagd und Holzhandel wurde betrieben. Notwendig für die damalige Zeit war auch die Versorgung mit Wasser aus Brunnen und Quellen. Es muss eine anstrengende Geschichte gewesen sein, das Wasser mühsam aus dem Brunnen zu schöpfen und dann nach Hause zutragen. Wie einfach dagegen haben wir es heute: Hahn auf, Wasser läuft.

 

Ab der "Hagegass", (dort, wo der Grenzweg verläuft und der „Hagseicher“ charakterisiert wird), gehen wir auf direktem Weg durchs Dorf zurück. Wir gehen am Hirtenhaus, der alten Mühle, dem Heimatmuseum und an zahlreichen liebevoll restaurierten und sanierten Fachwerkhäusern vorbei und immer begleitet uns der Michelbach.  Fast am Ende des Weges erwartet uns noch ein Highlight. Da

dreht sich doch tatsächlich noch ein Mühlrad neben einem blumengeschmückten Häuschen. Eine romantische Stelle hier am Michelbach. Natürlich bleiben wir hier eine Weile stehen, denn ein drehendes Mühlrad hat einfach Anziehungskraft. Die alten Steinstufen, die zum Michelbach führen, sehen ziemlich ausgetreten aus. Wahrscheinlich sind sie auch schon Geschichte. Am Geländer an der Straße hängen Blumenkübel mit bunten Blumen. Es ist ein reizendes Fleckchen am alten Mühlrad.

 

Wir gehen weiter zur barocken Pfarrkirche St. Michael. Sie ist die zweitälteste Kirche im Murgtal und hat ein Wahrzeichen einer längst vergangenen Zeit. Es ist der Turm der Kirche, der uns fasziniert. Man erkennt auf einen Blick, dass der Turm bis auf eine Höhe von ca. 8 Metern aus einer älteren Bauzeit stammt und die Turmspitze später aufgesetzt wurde. Diese Bauart, die der Turm im unteren Teil aufweist, finden wir im Landkreis bei Alteberstein (1197) oder auch in der Yburg (12. - 13. Jahrhundert) wieder. Diese Buckelquaderausführung ist der älteste Teil der Kirche und es handelt sich hier um einen Wehrturm mit Schieß-

scharten. Aufgefundene Holzreste im Turm wurden nach einer dendrochrono-ligischen Untersuchung in die Jahre 1336 bis 1346 eingestuft. Es handelt sich hier also um einen alten Wehrturm, während weitere größere Bauabschnitte an der Kirche in die Jahre 1768/69 einzudatieren sind. Die heutige Kirche steht auf den Fundamentresten von mindestens drei Vorgängerbauten. Am Anfang dürfte wohl für die eher kleine Gemeinde ein Kapelle bestanden haben, die dann bei Anstieg der Einwohnerzahl vergrößert wurde. Zum anderen darf man vermuten, dass eine bestehende größere Kirche im Dreißigjährigen Krieg wohl zerstört oder be-

schädigt wurde. Die heutige Kirche wurde im Stil des Barocks von Ignaz Krohmer geplant. Er war Schüler des berühmten Barockbaumeisters Balthasar Neumann. Wir stehen im Inneren der Kirche und bewundern die prunkvolle Ausstattung und genießen vor allen Dingen die wohltuende Ruhe. Dann machen wir uns auf den Heimweg.

 

Wanderung: Michelbacher Rundweg. Wir sind der Meinung, er ist etwas ganz Besonderes. Wir haben die Variante von 10 km gewählt und waren nahezu 4 Stunden unterwegs.

Der gesamte Rundweg (15 km) führt durch insgesamt sieben Seitentäler, mal mehr beim Dorf, mal etwas entfernt. Eine interessante und abwechslungsreiche Route, teilweise durch Wald, aber auch lange Passagen durch Streuobstwiesen. Kurze steile An- und Abstiege erfordern Kondition und gutes Schuhwerk. Tiefster Punkt 188 m, höchster Punkt 326 m. 

 

Wem die gesamte Rundstrecke (15 km) zu lang ist, der kann ab dem "Mühl-wegplatz“ (dort, wo der Grenzweg verläuft und der „Hagseicher“ charakterisiert wird) auf direktem Weg durchs Dorf zurückgehen. Die Wanderung verkürzt sich dadurch auf 10 km und verläuft wie oben beschrieben.

 

Einkehrmöglichkeiten gibt es umweit des Lindenplatzes.

 

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