Rotenfels: Auf dem historischen chaisenweg nach Baden-Baden

Dieser Weg zeigt zu jeder Jahreszeit die Schönheit der Natur

Die Wanderstrecke, die wir heute bewältigen wollen, ist nicht irgendeine Wanderstrecke, sondern wir bewegen uns auf historischem Boden von Rotenfels nach Baden-Baden. Unser Weg führt uns vom Parkplatz des Unimog-Museums in Rotenfels  an der Rückseite des Rotenfelser Schlosses vorbei und direkt zu den Ruinen des „Römischen Hauses“, im Volksmund auch „Hexentanzplatz“ genannt.

 

Es gab sie in Frankreich im 18. Jahrhundert und im badischen Fürstenhaus fehlten sie auch nicht. Die Rede ist hier von sogenannten Lusthäusern, die man gerne versteckt im Wald und in der Nähe der Residenz baute. Luise Karoline von Hochberg hatte am Fuß des Schanzenberges und ganz in der Nähe ihrer Steingeschirrfabrik beim Rotenfelser Schloss ein solches kleines Lusthaus errichten lassen. Das vorherige herrschaftliche Gebäude „Solitude“ war 1796 durch französische Truppen zerstört worden. Übrig geblieben war alleine der Dürrsche Felsenkeller und diesen bezog Oberbaudirektor Friedrich Weinbrenner in seine Baupläne mit ein. Die schattige Lage war besonders in der Sommerzeit sehr angenehm. Wer weiß welch amouröse Abenteuer hier im „Petite Maison“ stattgefunden haben? Aus unbekannten Gründen wurde 1899 das Obergeschoss abgebrochen. Zurück blieb der Dürrsche Felsenkeller als Zeuge einer längst vergangenen Zeit.  An der Ruine und dem darüber liegenden Schanzenberg führt unser Weg stetig bergan in den Wald hinein.

 

Diese Wegstrecke ist Geschichte. Angelegt wurde sie in der Mitte des 19. Jahrhunderts von Markgraf Wilhelm von Baden. Auf diese Weise konnten Gäste aus der mondänen Bäderstadt Baden-Baden das Kurhotel und die Elisabethenquelle in Rotenfels besuchen. Dass es da jenseits des Berges an der Murg ein kleines, aber feines Bad gab, erfuhren die Gäste in Baden-Baden aus Reiseführern. So schwärmte Philipp Bussemer in seinem Reiseführer „Der Schwarzwald von Baden-Baden bis zur Schweizer Grenze“, erschienen in Baden-Baden um 1902, von dem in reizender Lage gelegenen Bad Rotenfels mit seiner eisenhaltigen Quelle. Er erwähnte die hübsche Parkanlage, den prächtigen Tannenwald und den Ausblick von der Fahrstraße nach Baden-Baden auf den steilen Bergkegel mit Schloss Eberstein. Auch C. Wild berichtet in seinem Führer durch Baden-Baden und den Schwarzwald von einem Weg der in zahlreichen Windungen nach Rotenfels führt. Für ihn führt der Weg durch einen herrlichen Wald, wo sich oft die Gipfel der Bäume über dem Haupt wölben.

 

Zu der Zeit als man Rotenfels als kleinen und schmucken Badeort entdeckte, traf sich in Baden-Baden das internationale Publikum. Zahlreiche herrschaftliche Gäste machten seit Ende des 18. Jahrhunderts Baden-Baden zur Sommerhauptstadt Europas. Von 1869 bis 1877 ist das Friedrichsbad entstanden. Das reichte bald nicht mehr aus und so entstand von 1890 bis 1893 das nach Kaiserin Augusta genannte Augustabad. Josef Wilhelm Derm machte hierzu die Pläne. Geschmückt wurde der beeindruckende Bau mit Figuren und Verzierungen des Karlsruher Bildhauers Prof. Heer. Auch der amerikanische Schriftsteller und Satiriker Mark Twain war in Baden-Baden und etwas spöttisch schrieb er über die Wirkung der Quellen in seinem Buch A tramp abroad - Bummel durch Europa: "Es heißt Deutschland mit seinen feuchten Steinhäusern sei die Heimat des Rheumatismus. Wenn das so ist, muß die Vorhersehung das vorausgesehen und deswegen das Land mit diesen Heilbädern ausgestattet haben. Ich glaube fest daran, daß ich meinen Rheumatismus in Badenaden gelassen habe..."

 

Nun, sich am Abend in eleganter Robe mit einem Zweispänner durch die Lichtentaler Allee kutschieren zu lassen, oder wenn man außerhalb wohnte zum Souper in die Innenstadt, galt als absolutes „Muss“, denn man wollte sich ja schließlich zeigen. Ein Ausflug in der halboffenen und von zwei Pferden gezogenen Chaise von der Bernharduskirche aus über Kellersbild nach Rotenfels wurde als abwechslungsreicher Landausflug genossen.

 

Einkehren konnte man in Rotenfels im „Salmen“ und sich dort den fangfrischen Lachs aus der Murg servieren lassen. Anschließend genoss man das Wasser aus der Elisabethenquelle, da es bei Magen- und Darmkatarrhen und bei Frauenkrankheiten hervorragende Wirkungen zeigte. 1906 wurde das Badhotel abgerissen. Das Interesse der Reichen und Schönen an Rotenfels hatte bereits schon mehrere Jahre zuvor nachgelassen. Zurück blieb dieser alte Verbindungsweg zwischen Rotenfels und Baden-Baden.  Mit den Jahren geriet er in Vergessenheit, bis der  Arbeitskreis Tourismus-Freizeit Gaggenau in Zusammenarbeit mit dem Heimatverein Bad Rotenfels, dem Städtischen Forstamt Baden-Baden und dem Schwarzwaldverein Baden-Baden dieser alten Wegstrecke neues Leben einhauchte. Am 22. Juni 2013 hatte man im Rahmen des Kurparkfestes und in Anwesenheit der Herren Oberbürgermeister Gerstner und Florus die  feierliche Enthüllung der Hinweisschilder vorgenommen.

 

Inzwischen sind wir bei der Schweinlachhütte angekommen und machen eine kurze Rast. Besonders anstrengend war die Strecke bisher nicht. Die leichte Steigung hat man kaum wahrgenommen. Nach 1,2 km erreichen wir den Zimmerplatz und ein Stück weiter, wieder mit leichter Steigung, über-queren wir die Kreisstraße nach Ebersteinburg und kommen am Waldparkplatz Ziegelwasen an. Auch hier stehen wir auf historischem Boden. Hier stand einst die herrschaftliche Ziegelhütte, auch „Zeller Hütte“ genannt. Lehm aus dem Gebiet der Ochsenmatten wurde hier zu Biberschwanzziegeln geformt und gebrannt.  Außerdem gibt es bei den Ochsenmatten und im Fichtental bedeutende Kalkgebiete. Diesen Kalkstein hatte man bis in das Jahr 1831 abgebaut und gebrannt. Er diente zur Herstellung von Mörtel. Es  waren  arme Taglöhner, die hier schwere Knochenarbeit leisteten, um ihre Familien zu ernähren.

 

Mit einem Blick zur Burgruine Alt-Eberstein geht es weiter in Richtung Kellersbildhütte. Eine Weile hören wir noch den Eberbach plätschern, aber dann geht es mit jedem Schritt leicht bergan. Mal sind wir von Wald umringt und mal haben wir freie Aussicht in die Natur. Bei der Kellersbildhütte machen wir eine kurze Rast, genießen einfach die Ruhe und natürlich unser mitgebrachtes Vesper. Frisch gestärkt machen wir uns auf den Rest des Weges und erreichen kurz darauf Baden-Baden. Im Westen der Stadt, am Fuße des Balzenberges gelegen, erreichen wir die Bernharduskirche und sind am Ende des Chaisenweges angekommen.

 

Wanderung:

Die Strecke ist etwas über 9 km lang und bewegt sich in einem Höhenprofil von 140 m bis 302 m. Die Wege sind zu jeder Jahreszeit gut begehbar, jedoch sollte man auf die passende Kleidung und auf gutes Schuhwerk achten. Für diese Wanderung kann man gute zweieinhalb Stunden einplanen, je nach Pausen auch etwas länger.

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